#102 Olga Herschel und Khesrau Behroz über "Geteiltes Leid"
Shownotes
In dieser Folge berichtet Autorin und Host Olga Herschel über ihren neuen Podcast "Geteiltes Leid". Und darum geht es in dieser wahren Geschichte: "Als Leonie 19 Jahre alt ist, erhält sie eine folgenschwere Diagnose. Sie soll eine seltene psychische Krankheit haben: eine dissoziative Identitätsstörung. Mit dieser Diagnose ändert sich alles. Denn die Ursache ihrer Krankheit soll in jahrelangem rituellem Missbrauch liegen. Missbrauch, an den Leonie sich nicht erinnern kann. In dieser Zeit wird ihre Psychotherapeutin zu ihrer wichtigsten Bezugsperson. Autorin und Host Olga Herschel trifft die Eltern Leonies. Ralf und Susanne Walz erzählen von Leonies Kindheit bis zu dem Punkt, als Leonie diese neue Therapeutin trifft. Von da an gerät alles ins Rutschen und eines Tages – da verschwindet Leonie spurlos. Es beginnt eine jahrelange Odyssee für Leonies Eltern und für Leonie selbst. Eine Odyssee, die viel mit einer Jahrzehnte alten Verschwörungstheorie zu tun hat." Gemeinsam werfen Olga und Alex einen kritischen Blick auf die Auswirkungen von Pseudotherapien, die unterschätzte Gefahr von Manipulation und die emotionale Last, die sowohl Erzähler als auch Zuhörer tragen. Olga, die als Psychiaterin und Journalistin arbeitet, bringt ihre persönliche und berufliche Perspektive ein und zeigt auf, wie wichtig es ist, echte Geschichten verantwortungsvoll zu erzählen. Im Gespräch geht es auch um die Herausforderungen, aber auch um die Möglichkeiten, die entstehen, wenn Menschen ihre Erfahrungen miteinander teilen. Auch der "Geteiltes Leid" Produzent Khesrau Behroz kommt ins Gespräch dazu, den wir in diesem Podcast bereits mehrfach zu Gast hatten. Die drei diskutieren, warum die Struktur eines Podcasts einen entscheidenden Einfluss darauf haben kann, wie tief Zuhörer*innen in die erzählten Geschichten eintauchen. Dabei greift Khesrau auf das sogenannte Zwiebelmodell zurück, das es ermöglicht, bei einem Thema Schicht für Schicht immer tiefer an den Kern zu gelangen und dieses immer intensiver zu beleuchten.
Diese Episode taucht ein in die Kunst des Geschichtenerzählens und zeigt, wie persönliche Erfahrungen das Potenzial haben, uns alle zu berühren und zu verändern. Gleichzeitig wird deutlich, dass mit dieser Kraft auch eine große Verantwortung einhergeht – sowohl für die, die ihre Geschichten erzählen, als auch für diejenigen, die sie weitergeben.
Egal, ob du selbst schon einmal eine Therapie in Anspruch genommen hast, dich für die emotionale Wirkung von Geschichten interessierst oder einfach neugierig darauf bist, wie Podcasts gesellschaftlich relevante Themen in den Fokus rücken können – diese Episode ist ein absolutes Muss.
https://open.spotify.com/show/5TV63QER9ZWuheLpAxu7Bm
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Transkript anzeigen
00:00:00: [Musik]
00:00:07: Herzlich willkommen zu Tage wie diesen. Ich freue mich heute auf Olga Herrschel.
00:00:10: Hallo.
00:00:11: Hi Alex.
00:00:12: Hi. Ja, Olga, du hast uns was mitgebracht und zwar ein sehr spannenden neuen Podcast,
00:00:20: der jetzt startet. "Geteiltes Leid". Das ist eine Produktion von Andan. Andan ist die
00:00:26: Firma von Cashraubereaus, die wir ja schon öfters hatten, der uns gleich auch noch hier
00:00:31: joinen wird. Aber jetzt freue ich mich erstmal mit dir darüber zu sprechen. Du bist die
00:00:35: Autorin des Podcasts, du sprichst auch, du hast ganz viele Interviews geführt und du
00:00:41: bist von Hause aus Ärztin und Psychiaterin. Erzähl uns doch mal ein bisschen was über
00:00:49: "Geteiltes Leid" und was eine Psychiaterin als Autorin dazu tun hat.
00:00:53: Ja, "Geteiltes Leid" ist ein vierteiliger Podcast und zwar seriell erzählt, das heißt,
00:01:00: die Folgen bauen in ihrer Handlung aufeinander auf und wir erzählen die Geschichte von mehreren
00:01:08: Menschen, Familien, die letztlich Opfer einer Verschwörungstheorie geworden sind und das
00:01:15: aber nicht bei irgendwelchen Schwurblern, sondern in vermeintlich geschützten Orten,
00:01:21: also Psychotherapiepraxen und Kliniken, also bei abprobierten Psychotherapeutenen, bei
00:01:26: Ärztinnen und zwar ist diese Verschwörungserzählung die über rituelle Gewalt.
00:01:33: Aha, okay. Also wir befinden uns im Kosmos Psychotherapie und da geht was schief oder
00:01:40: beziehungsweise da geht es um Ritualität und also das ist ein harter Tobak, will ich
00:01:44: mal sagen. Ja, da stimme ich dir zu, aber eben auch ein wichtiges Thema, weil im Zube dieser
00:01:53: Verschwörungserzählung haben sich eben auch Pseudotherapien in gewisse Kreise von Traumatherapeuten
00:02:00: und eingeschlichen und diese Pseudotherapien sind ziemlich verheerend, also sowohl für
00:02:06: diejenigen, die sie in Anspruch nehmen, als auch für die Angehörigen, Partner*innen,
00:02:12: also das Umfeld und deswegen war es uns auch wichtig, über dieses Thema zu berichten und
00:02:18: ich glaube, weil es auch so ein bisschen, also man unterschätzt, wie sehr das dann doch
00:02:24: verbreitet ist, weil es stellenweise klingt es so unglaublich oder auch, du hast ja die
00:02:28: ersten zwei Folgen gehört, vielleicht kannst du dich nicht die Energie, aber stellenweise
00:02:33: denkt dich, wie bitte und doch ist es da. Also ihr habt das natürlich wieder so geschickt
00:02:41: und congenial aufgebaut, dass man die ganze Zeit noch nicht weiß, wo die Reise hingeht
00:02:45: und natürlich weiß man auch erst am Ende der Folgen, was die endstücklichen Auflösung
00:02:51: ist, aber gleichzeitig ist man jetzt schon ordentlich angetießt und angefüttert mit
00:02:55: Neugierde. Du hast da wirklich viel Arbeit drin, das merkt man schon, du hast mit allen
00:03:02: persönlich gesprochen, da kommen Otöne von den Eltern rund um die Protagonisten zu
00:03:08: tragen, da ist es wirklich auch spannend, muss man sagen, weil wie du schon sagst, die
00:03:14: Fallöhe so hoch ist. Es geht um eine ganz große Betrohung eigentlich von einer Person,
00:03:20: die sich eigentlich in den Schutzraum begibt und da eigentlich geholfen oder Hilfe sucht
00:03:25: und ja, wir wollen nicht so viel vorweg nehmen, wir wollen es ein bisschen offen lassen. Gerade
00:03:34: jetzt ist ja so ein großer Trend zur Psychotherapie und Psychiatrie. Gerade junge Leute haben
00:03:40: das ja oft teilweise, also da wirkt es ja schon fast wie eine Auszeichnung, wenn man sagt,
00:03:45: ich bin in Therapie oder ich habe einen Therapeuten oder einen Therapeuten. Das heißt, es gibt
00:03:50: ja gerade auch jetzt wahrscheinlich auch, es ist auch sinnvoll, dass es so ist, aber es
00:03:55: gibt ja immer größere Bewegung in die Therapie und umso, glaube ich, relevanter ist eigentlich
00:04:03: das, was du aufzeigst, nämlich dass da auch Gefahren lauern. Du bist selber ja Ärzt,
00:04:10: selbst auch Psychiaterin. Hast du mit solchen Dingen auch schon zu tun gehabt, während du
00:04:16: selber praktiziert hast oder hast du das jetzt erst in der Recherche im Grunde so gefunden?
00:04:21: Ja, gehe ich gleich darauf ein. Ich wollte nur einmal kurz noch was dazu sagen, weil du
00:04:28: meintest, dass jetzt so viele Bewegungssicherheit in eine Therapie und Sprechen da öffentlich
00:04:33: drüber und das nehme ich auch zur Kenntnis und das finde ich ist eigentlich grundsätzlich
00:04:38: eine positive Entwicklung. Aber ich glaube, also deine und meine Wahrnehmung ist da auch
00:04:43: so ein bisschen dadurch gefärbt, dass wir in so einer bestimmten Bubble uns bewegen.
00:04:47: Das heißt, auch in so einer Medienbubble und vielleicht auch häufig in so ein bisschen
00:04:52: akademisch geprägten Kreisen. Ich glaube, das ist für viele Milieus eben immer noch
00:04:58: ein sehr scharmes Gesetzes Thema und dieses Reclaiming der eigenen psychischen Erkrankung
00:05:04: als Identität in sozialen Medien. Es finde ich eigentlich eine gute Form von Selbstermächtigung,
00:05:11: aber zieht manchmal auch vielleicht Kreise, die eigentlich niemanden gut tun. Und so ähnlich
00:05:18: ist es tatsächlich bei einer bestimmten psychischen Erkrankung, die sehr eng mit dieser Verschwörungserzählung
00:05:29: um die rituelle Gewalt, die sehr eng damit zusammenhängt und die thematisieren wir auch
00:05:35: in unserem Podcast. Deine Folge kommt ja erst nach den ersten zwei Folgen raus. Das heißt,
00:05:42: so ein bisschen kann ich auch erzählen. Nein, wir sind, wir erscheinen diesen Freitag
00:05:45: und da kommt deine erste Folge raus, richtig? Ah ja, okay. Gut, dann kann ich noch nicht
00:05:51: so viel erzählen, aber in der ersten Folge wird es thematisiert und zwar ist es diese
00:05:56: Erkrankung der mutipenden Persönlichkeitsstörung. Also das ist der Name unter der sie eigentlich
00:06:03: die meisten kennen. Mittlerweile heißt sie Dissoziative Identitätsstörung. Genau, und
00:06:09: da macht unser Podcast an mehreren Stellen Tiefenbohrungen, sowohl was die Forschungssituation
00:06:16: angeht, aber auch woher kommt das überhaupt? Seit wann gibt es diese Annahme, dass es
00:06:23: so etwas gibt und was ist davon wirklich stichfest und haltbar? Und das machen wir aber eben über
00:06:29: die vier Folgen. Deswegen kann ich noch gar nicht so viel verraten. Ja, gar nicht schlimm.
00:06:35: Wir wollen ja erstmal auch ein bisschen Neugierde wecken. Jede Woche kommt eine neue Folge raus,
00:06:40: ist das richtig oder wie ist das gestaffelt diesmal wieder? Ja, genauso kennen wir das
00:06:43: Prinzip von euch und ja du bist ja im Grunde, also du bist ja jetzt doppelt geeignet für
00:06:49: diese Sache, du bist eigentlich Ärztin und Psychiaterin, aber du hast jetzt auch seit
00:06:53: mehreren Jahren bist du auch eine richtige, die Journalistenschule ausgebildete Journalistin
00:06:59: und aber das jetzt hauptberuflich als Journalistin, wie du mir im Vorgespräch gesagt hast, war
00:07:06: das jetzt ein Glücksfall, dass du dieses Thema quasi für dich entdeckt hast, weil da kommen
00:07:09: ja sozusagen deine beiden Seiten zusammen in diesem Fall oder wie ist es da zustande
00:07:17: gekommen? Wie seid ihr so zusammengekommen? Ich glaube, das war für beide Seiten ein
00:07:21: großer Glücksfall für mich natürlich, weil ich mit so einem tollen, spannenden, jungen
00:07:28: Team wie an dann, was wirklich erstklassige Podcasts produziert, zusammenarbeiten durfte
00:07:33: und das eben als so ein irgendwie frisch geschlüpftes DHS-Küken, also Journalistenschulen-Küken,
00:07:39: was gerade erst fertig ist mit der Ausbildung und ich glaube, da hat das sicherlich eine
00:07:44: Rolle gespielt, dass ich eben aber Erfahrungen gerade auf dem Bereich quasi aus meinem ersten
00:07:51: Berufsleben mitbringe und ich habe das schon an vielen Stellen gespürt, dass das gut war,
00:08:00: dass ich quasi mit meiner Erfahrung gekommen bin, also zum Beispiel bei den Interviews mit
00:08:06: den Betroffenen. Ich glaube, es war gut, dass sie jemanden vorsichtig sitzen hatten, der
00:08:12: zumindest eine Routine daran hat mit Menschen zu sprechen, die wirklich Schlimmes erlebt
00:08:17: haben und der das gut aushalten kann und dann trotzdem noch weiterreden kann und der
00:08:25: auch vielleicht an den entscheidenden Stellen dann nochmal nachfragen kann oder eben Pausen
00:08:29: einlegen kann. Aber auch bei der Recherche, bei der Investigation der Dokumente, wir haben
00:08:34: ja sehr viele Klinikdokumente, Paper gelesen, Arztbriefe, Krankenkassenabrechnungen, da
00:08:43: das schon wirklich finde ich eine tolle Kombi. Ja, das verstehe ich total. So eine Liste
00:08:48: hätte sich, also ohne dieses Backgroundwissen, hätte sich da einarbeiten müssen und für
00:08:52: dich war das sozusagen klar lesbarer Text. Jetzt hast du eben gesagt in den Interviews
00:08:57: mit, wo es um schwierige Themen geht, dann jemand, der das auch aushalten kann und dich
00:09:02: damit selber gemeint. Wie meinst du das? Wie ist das gemeint? Kriegt man da ein dickes
00:09:08: Fell, wenn man das selber schon mal in dem Feld gearbeitet hat als Ärztin oder wie meinst
00:09:12: du das? Oder hat man eine professionelle Distanz oder? Ja, weder noch würde ich sagen, ich
00:09:19: meine damit die Familien, die mit uns gesprochen haben und auch die Betroffenen, die erzählen
00:09:26: super intime Sachen. Also zum einen aus ihrem Familienleben, du hast ja die ersten zwei
00:09:30: Folgen erzählt über konflikte Streitigkeiten, wo sie rückblickend auch sagen, da habe ich
00:09:38: versagt als Mutter oder als Vater und das sind Themen, die die super scham besetzt sind
00:09:47: und das ist nicht etwas, womit Menschen naturgemäß an die Öffentlichkeit gehen. Das heißt,
00:09:54: man muss schon, die brauchen einen gegenüber, wo sie sich gut an Vertraut fühlen und genau
00:10:04: wie macht man das als quasi jemand, der dann die Fragen stellt? Also ich glaube, was hilft
00:10:09: ist, das kann man natürlich auch nicht spielen. Also das muss dann schon authentisch sein,
00:10:14: aber was hilft ist natürlich so ein ehrliches Interesse für die Menschen, also eine ehrliche
00:10:18: Anteilnahme an deren Schicksal und das war auch die Balance, die ich immer wieder finden
00:10:26: musste. Bin ich gerade einfach eine ehrliche Anteilnehmende Person, die sich da gut hineinversetzen
00:10:33: kann und an welchen Stellen muss ich aber auch als Journalistin auftreten, um die Geschichte
00:10:39: wirklich nach vorne holen zu können. Also dickes Fell, glaube ich nicht, eher genau
00:10:47: das Gegenteil, also die Sachen an sich heranlassen und sich berühren lassen. Also ich glaube,
00:10:52: das ist das, was Menschen das Gefühl gibt, dass sie eben nicht irgendeiner neutralen Wand
00:10:58: irgendwas erzählen, sondern jemand, der zumindest die Motivation hat, also ihr Leid
00:11:06: zu bekunden.
00:11:07: Ist es denn anders, wenn du jetzt jemanden interviewst oder wenn du früher als Therapeuten gearbeitet
00:11:16: hast, dann ist das ja auch letztendlich auch eine gesprächsbasierter Sache und du bekommst
00:11:21: dort ja auch wahrscheinlich schlimme, schwerwiegende Schicksale mitgeteilt. Ist das für dich eine
00:11:29: andere, also fühlst du dich anders auf den beiden Stühlen oder ist das Artverwand?
00:11:35: Es ist Artverwand. Als Journalistin habe ich natürlich das Privileg, nicht so viel lösen
00:11:44: zu müssen. Also als Therapeuten und Ärztin stelle ich natürlich auch die Fragen und
00:11:49: es geht auch sehr viel darum, erstmal zu ergründen und die Geschichte erzählen zu lassen, aber
00:11:54: ich muss dann immer wieder auch natürlich viel reingeben und nochmal andere Fragen
00:11:58: reingeben, damit bestimmte Prozesse, Veränderungsprozesse, Gedankenprozesse angestoßen werden können.
00:12:06: Das heißt, dieser ganze Teil ist bei mir als Journalistin weg, aber was bei mir glaube
00:12:10: ich geblieben ist oder was ich immer wieder mir vor Augen führe, weil ich es wichtig finde,
00:12:18: ist, dass ich mir immer wieder klar mache, mit welcher Intention haben mir das gerade
00:12:23: die Menschen erzählt. Also ich spüre schon eine große Verantwortung und ich frage mich
00:12:28: immer wieder, haben die mir das gerade erzählt, weil sie sich gerade so gut bei mir aufgehoben
00:12:31: fühlen, ist das etwas, womit sie wirklich an die Öffentlichkeit gehen wollen, also
00:12:36: dass ich im Nachhinein nochmal die Aussagen durchgehe und gucke, ist das wirklich okay,
00:12:40: wenn wir das so sagen?
00:12:42: Wir haben eben darüber gesprochen und du hast gesagt, möglicherweise ist es in unserer
00:12:50: Blase relativ komot, dass man offen damit umgeht oder generell sie vielleicht zur Therapie
00:12:55: geht, auch im Sinne vielleicht von der Selbstoptimierung. Manche Leute machen das vielleicht auch so
00:13:01: ein bisschen, um besser zu werden und gar nicht unbedingt, weil sie einen Schmerz spüren
00:13:05: in sich oder besser mit sich umgehen können. Aber sagen wir mal so landläufig, hört man
00:13:11: ja immer wieder den Vorwurf oder die Angst, dass da eine Manipulation im Raum stehen könnte.
00:13:18: Und ich glaube hier berührt sich so ein bisschen, das berührt ja so ein bisschen auch das Thema
00:13:22: Eurospotcasts. Du hast am Anfang gesagt, es ist möglicherweise, es lauert eine Gefahr
00:13:31: oder kann eine Gefahr drin liegen. Was glaubst du, wie manipulativ kann eine Therapie sein
00:13:37: oder wie viel Potenzialen Manipulation kann da drin stecken?
00:13:43: Ja, das finde ich eine gute Frage, bin ich dir sehr dankbar für. Erstens wäre es vielleicht
00:13:51: wichtig zu betonen, dass was wir da erzählen, ist an vielen Stellen so ein bisschen ein
00:13:56: Außennahmefall. Und ich bin stark davon überzeugt, dass man bei dem aller aller aller größten
00:14:02: Teil der Psychotherapeutinnen in guten Händen ist. Also ich glaube, der Anteil an Leuten,
00:14:09: die irgendwie viel geleitet sind, ist an sich gering. Also erstmal gute Nachrichten.
00:14:15: Und ich glaube das letzte, was uns vorschwebt, ist irgendwie ein generelles Misstrauen gegen
00:14:22: Psychotherapeutinnen wecken zu wollen. Und ich glaube, wenn man über einen Chirurgen berichten
00:14:27: würde, der rumfuscht, würde auch niemand auf die Idee kommen, zu denken Chirurgen fuschen
00:14:32: grundsätzlich herum. Obwohl uns wahrscheinlich jeder zustimmen würde, dass es bestimmt
00:14:37: Chirurgen gibt, die einfach nicht talentiert sind. Und schlecht operieren. Genau. Und es
00:14:44: ist einfach, wir haben auch lange überlegt, was treibt da die Leute an, das diskutieren
00:14:50: wir in Folge vier, kann ich leider auch noch nicht so viel verraten. Aber es ist eben bestimmter
00:14:56: Kreis von Therapeutinnen mit bestimmten Ideen, die sehr, sehr konkret sind, die schon auch
00:15:02: in der Fachöffentlichkeit teilweise anklang finden. Also über Publikationen, über Bücher,
00:15:09: über Fortbildungen. Und das ist das, was wir besorgniserregend finden. Also das ab einem
00:15:15: gewissen Punkt, diese Verschwörungserzählung, die Filter, die eigentlich eingebaut wurden
00:15:21: in unserer Gesellschaft, um eben Seriöses von nicht Seriösem zu trennen, wie zum Beispiel
00:15:25: Forschung, die funktionieren da irgendwie nicht. Ja, das ist interessant. Also ich bin
00:15:33: mir gar nicht sicher, ob Menschen überhaupt, ob die Angst vor Manipulation, ob das letztendlich,
00:15:39: also in der Therapie ist ja, geht es ja auch darum, sich zu öffnen, mit Monopengi von
00:15:43: eurer Geschichte, ob die überhaupt, ob das nicht so eine, ob das nicht so eine etwas,
00:15:48: ich sag mal, eine etwas naive Angst ist eigentlich. Also weil, wenn man sich natürlich öffnen,
00:15:55: gibt man dem anderen natürlich zwangsläufig irgendeine Form von Macht. Aber in einem geschützten
00:16:00: Kontext wie der Therapie sollte das ja normalerweise, und du hast es ja nochmal betont, es ist ja
00:16:04: hier ein Einzelschicksal, das ihr ja erzählt, das ist nicht heiß, dass es das nicht nochmal
00:16:08: gibt, aber dass jetzt nicht als Pass pro Toto steht. Und deswegen glaube ich, ja genau,
00:16:14: können wir jetzt hier nicht die gesamte Therapie im Allgemeinen verdammt. Aber dazu mal zurück,
00:16:19: da du ja sozusagen auch aus diesem Stall kommst, jetzt haben es wahrscheinlich noch nicht so
00:16:24: viele Kolleginnen und Kollegen von dir gehört, aber vielleicht schon wahrgenommen, dass
00:16:28: du mit so etwas herauskommst, hast du da schon Reaktionen bekommen aus dem ehemaligen Fachkreis,
00:16:33: also sozusagen aus deinem Ärztefreundeskreis? Nee, hab ich tatsächlich noch nicht, aber
00:16:39: ich hab bisher, dass in diesem Teil nicht, also ich hab es auf Instagram geteilt, aber
00:16:48: auf Instagram sind halt vor allem Leute, die so Social Media affin sind, ne, das sind einfach
00:16:53: viele Ärzte um Psycho-Zerrapeuten und überhaupt nicht. Deswegen habe ich aus der Ecke keine
00:16:58: Rückmeldungen, aber wir haben natürlich mit dem, also in dem Podcast mit Expertinnen gesprochen,
00:17:04: die wirklich eine Deutungshoheit zu dem Thema haben und die sind, die sind schon sehr froh,
00:17:12: und ich bin froh das es jetzt nochmal ist.
00:17:14: eine tiefergehende Analyse zu dem Ganzen gibt.
00:17:16: Ja, das kann ich mir gut vorstellen.
00:17:19: Und es ist ja auch wirklich gut gelungen.
00:17:21: So, und jetzt kommt hier gerade rein, Cashroberos, ja.
00:17:25: Der uns noch nicht hört, der noch an der Technik rumkommt.
00:17:28: Ich bin hier gerade reingekretcht, die seid ja mitten im Gespräch.
00:17:31: So, ist das.
00:17:32: Hört ihr mich?
00:17:33: Wie hören dich?
00:17:34: Hört ihr mich?
00:17:35: Ja.
00:17:36: Hört ihr mich?
00:17:37: Ja.
00:17:38: Ah, okay, super.
00:17:39: Hi.
00:17:40: Hi.
00:17:41: Sorry.
00:17:42: Ja, herzlich willkommen auch Cashro.
00:17:45: Wir haben, wir haben, wir sind schon ein bisschen eingetaucht.
00:17:50: Euger und ich haben schon so ein bisschen über die, über die, über geteiltes Leid
00:17:54: gesprochen und ein bisschen über die Hintergründe.
00:17:56: Wir dürfen ja noch nicht allzu viel verraten.
00:17:57: Da du jetzt gerade frisch reingekommen bist, will ich mal die, auch mal dich direkt adressieren.
00:18:04: Du warst ja schon zweimal zu Gast bei uns und wir kennen uns ja ein bisschen.
00:18:07: Weißt du, was mir ja direkt aufgefallen ist, als eine typische Cashroberos an dann Produktion
00:18:12: "Die Musik".
00:18:13: Ja.
00:18:14: Die Musik ist fantastisch.
00:18:17: Ja.
00:18:18: Ja, das ist so ein bisschen dein Thema, Filmmusik.
00:18:25: Ja, also die Musik hat ja diesmal zum ersten Mal bei uns unser Head of Sound quasi gemacht,
00:18:34: unser König des Sounds, Janik Werner, und hat sich da irgendwie bei sich eingegraben,
00:18:40: sich zuhause und gesagt, ich bin heute mal nicht da, sondern ich komponiere und kam dann
00:18:45: mit diesem ziemlich großartigen Soundtrack irgendwie daher.
00:18:50: Und ich glaube, das hört man so, dass er da sehr viel Liebe reingesteckt hat in diesen
00:18:56: Soundtrack und erkennt natürlich unsere Produktion, er kennt auch, was wir so mögen,
00:19:01: er weiß auch, was ich so mag.
00:19:03: Und wir haben, glaube ich, vorher hat auch über Referenzen gesprochen, über Dinge,
00:19:07: die wir irgendwie gut finden, Sörn hat auch mit ihm viel geredet darüber.
00:19:11: Und so ist dann jetzt diese Filmmusik in Anführungszeichen am Staunten.
00:19:14: Ich finde so eine Musik, die nicht so eine Begleitmusik ist, sondern die selber so eine
00:19:20: eigene Geschichte erzählt, eine eigene Ebene öffnet.
00:19:22: Ich glaube, das ist Janik sehr gut gelungen, wenn du das richtig gehört.
00:19:27: Ja, genau.
00:19:28: Das ist genau mein Ding.
00:19:29: Genau, mein Ding.
00:19:30: Ne, finde ich auch.
00:19:31: Und es ist bemerkenswert, weil normalerweise hat so ein Podcast auch immer so ein Drang,
00:19:36: eine Lehrstelle zu füllen.
00:19:37: Also da wird immer so von vorne bis a Ende gelabert.
00:19:40: Jetzt ist es nicht so komprimiert wie im Radio, aber trotzdem wird ja eigentlich sozusagen
00:19:44: hat man eigentlich keine Lehrstelle.
00:19:46: Sobald man eine Lehrstelle hätte, so wie jetzt, würde der Soundinch das rausnehmen
00:19:51: danach oder heute auch die KI.
00:19:53: Und das finde ich interessant und bemerkenswert, dass ihr euch das gönnt.
00:19:57: Olga, Kerstschraue, ihr habt da sozusagen, deswegen finde ich, hat das auch so einen
00:20:01: filmischen und so einen getragen oder auch so einen stark dokumentarischen Audiofeature,
00:20:06: will man fast sagen, Charakter.
00:20:08: Weil das auch die Lehrstelle sich erlaubt.
00:20:11: Weil das auch erlaubt, da eine Pause zu machen, dann läuft die Musik, steht alleine, läuft
00:20:16: die Musik runter und dann gibt es eine kurze Pause, bevor du zum Beispiel Olga weiter
00:20:21: sprichst.
00:20:22: Und das finde ich, das gibt ihm eine ganz besondere Wertigkeit.
00:20:24: Da ist, glaube ich, Audiofeature, ja, ist, glaube ich, das richtige Wort.
00:20:29: Also ich meine, ihr habt das bewusst gestaltet, aber ich will noch mal sagen, ich habe jetzt
00:20:32: nur die ersten beiden Folgen hören dürfen, aber das spürt sich sofort durch.
00:20:36: Also Gratulation für die Produktion.
00:20:38: Also ich habe das Gefühl, das ist so ein bisschen auch so eine Phase immer in jedem unserer Projekte,
00:20:44: nämlich die allerletzte, das ist die Pausenphase.
00:20:46: Da gehen wir sehr oft quasi über die Sachen nochmal durch und gucken, wo brauchen wir noch
00:20:51: mehr Pausen, wo brauchen wir noch mehr Denkräume auch für die Zuhörer*innen.
00:20:55: Das heißt, diese Geschichten sind oft sehr komplex, diese vor allem ist auch sehr wendungsreich,
00:21:00: der passiert einfach sehr viel.
00:21:01: Und da haben wir auch sehr irgendwie drauf geachtet, da hat Olga dann auch in ihrer
00:21:06: Struktur, in ihren Skriptstruktur noch drauf geachtet, dass wir diese inhaltlichen Breaks
00:21:10: auch haben und die Leute auch kurz, die gelegen hat, mal kurz durchzuatmen und uns verstehen,
00:21:14: was genau eigentlich passiert ist.
00:21:15: Und oft passiert das entweder in die Stille hinein, also die Musik hört auf und man nimmt
00:21:20: sich so zwei, drei Beats.
00:21:21: Oft ist es aber auch so, dass die Musik einfach weiterläuft und versucht dieses Gefühl erst
00:21:25: mal weiter zu transportieren, bevor es dann inhaltlich weitergeht und Olga wieder ansetzt,
00:21:30: zu sprechen als Hostin.
00:21:31: Also diese Balance zu treffen, ich glaube, das unterschätzt man, wie wichtig das ist, also
00:21:36: diese Pausen mitzudenken.
00:21:37: Und das ist bei uns immer eigentlich fast schon eine eigene Phase zum Ende einer Produktion.
00:21:43: Ja, schön, dass uns das nochmal erläutert.
00:21:47: Ich hätte vergangene Woche ein Gespräch mit Dominik Stafski vom Stern, der übrigens
00:21:55: sehr große Stücke auf dich hält.
00:21:58: Also der sich sehr, weil er natürlich auch da sozusagen in der Sternkosmos gewöhnt ist,
00:22:06: lange Geschichten zu erzählen, bei mehreren Teile, so wie das Andanya im Grunde so zum
00:22:10: Markenzeichen gemacht hat.
00:22:12: Lange Geschichten, die immer auch das Rätsel bis zum Ende halten können.
00:22:18: Also das ist ja das Interessante.
00:22:20: Man würde im Pünkt vielleicht sagen Cliffhanger, aber nicht nur das.
00:22:23: Und deswegen da auch nochmal großes Kompliment an dich, Olga, die du das ja auch geschrieben
00:22:27: und konzipiert hast.
00:22:29: Also hier baut sozusagen, also bausteinhaft kommt der immer sozusagen etwas Neues, aber
00:22:36: gleichzeitig auch ein neues Rätsel.
00:22:37: Also man bleibt immer so dran.
00:22:39: Also man hat ständig das Gefühl, jetzt habe ich was verstanden, aber jetzt kommt was Neues
00:22:44: auf, was ich gerne wissen möchte.
00:22:45: Und das ist schon, also wirklich ist euch gut gelungen, muss man sagen.
00:22:50: Ja, aber zurück zur Struktur und zu den Rätseln und zum Erzählen über Cliffhanger.
00:22:58: Ist das eine besondere, also seht ihr das überhaupt, ist das überhaupt noch richtig,
00:23:03: also richtig journalistisch ist es natürlich, aber hat es nicht auch schon so eine, fast
00:23:07: schon so eine Netflix hafte Struktur, weil es so viel Dramaturgie auch beinhaltet.
00:23:14: Olga lacht.
00:23:15: Ja, weil das vielleicht auch so mit Deutsch und Frank, das Journalismus und nichts mit
00:23:20: Dramaturgie zu tun hätte, ist sehr deutsch.
00:23:24: Ist keine Annahme, die man, glaube ich, so in der Anglo-Amerikanischen Welt treffen
00:23:31: würde.
00:23:32: Aber das kann ich ja auch besser beantworten.
00:23:34: Das war wahrscheinlich kein großes Komplett.
00:23:37: Also ich verwehre mich der, ja ich verwehre mich der Netflix Haftigkeit.
00:23:43: Ich würde ja ja gegen argumentieren, Netflix hat es von allen anderen übernommen, diskutiert,
00:23:48: weil das sind ja alles so Erzähl, ich würde sagen so Erzähltraditionen, die sich ja auch
00:23:52: entwickeln.
00:23:53: Und das, was so Produkte, würde ich mal sagen, wie Netflix und so halt gut machen ist, zu
00:24:00: verstehen, wie diese Erzähltraditionen denn funktionieren.
00:24:02: Was sind denn die Gründe, warum Leute irgendwie dran bleiben?
00:24:05: Sie haben das ja so was wie perfektioniert fast schon.
00:24:07: Und alles, was wir machen, ist im Grunde genommen, uns dieselben Gedanken zu stellen.
00:24:11: Nämlich unser Ziel ist es immer, dass die Leute diese Podcasts auch hören und nicht
00:24:16: bei der Hälfte irgendwie einschlafen.
00:24:17: Unser Ziel ist es, dass sie tatsächlich auch den letzten Beat irgendwie mitbekommen, also
00:24:22: auch.
00:24:23: Das Ding ist ja, dass diese Podcast jetzt auch vor allem jetzt geteilt ist, leidt, wie
00:24:26: so eine Zwiebel sich ja entfalten.
00:24:29: Also wir fangen vorne an, die bei geteilt ist, leidt im Speziellen.
00:24:32: Es hat eine sehr besondere Struktur, weil wir mit einer individuellen Geschichte beginnen,
00:24:36: die ausgeweitet wird zu einer institutionellen Geschichte, die am Ende eine Frage des Systems
00:24:41: wird.
00:24:42: Also es ist wirklich so eine Zwiebel, die sich über vier Personen irgendwie aufschneiden
00:24:45: und die tiefer da gehen, dass du schmerzhaft, da wird das Ganze dann auch quasi gesellschaftlich.
00:24:51: Und ich glaube, sich die Frage zu stellen, wie schaffen wir es, dass Leute auch diese
00:24:55: letzte vier Tepe so mitbekommen, damit sie die ganze Tragweite der Geschichte verstehen.
00:24:59: Das ist unsere Aufgabe als Journalistinnen, würde ich sagen.
00:25:02: Also genau diese Tramaturgie, wie Olga gerade meinte auch, diese Tramaturgie eben mitzudenken
00:25:07: und die eben nicht zu vergessen, nicht zu unterschlagen.
00:25:09: Es geht uns nicht um darum irgendwie unsere Recherchergebnisse vorzulesen, das ist ja,
00:25:14: da schlafen einem ja schon die Füße ein, wenn man das hört, sondern dass man irgendwie
00:25:17: sagt, wie baut man das so auf, dass wirklich alle dran bleiben, wie verbinden wir Education
00:25:23: und Entertainment quasi miteinander.
00:25:25: Und da sagt man auch, sich nicht davor, nicht davor im Grunde genommen schützen, auch der
00:25:31: Mittel zu verwenden, wo man sagt, na, darf der Journalist uns das überhaupt?
00:25:34: Na klar, dürfen wir Cliffhanger nutzen?
00:25:36: Natürlich dürfen wir da spannende Musik nutzen.
00:25:38: Natürlich dürfen wir da so ein bisschen manipulieren, damit die Leute da auf den wichtigen Zwei kommen.
00:25:43: Das ist ja alles unsere Bühne, die wir da bauen für diese Geschichten.
00:25:46: So finde ich das super legitim, das genauso zu machen.
00:25:50: Ja, interessant.
00:25:51: Ich will gleich nochmal auf den Punkt Manipulation.
00:25:53: Die Leute haben Olga und ich nämlich auch schon darüber gesprochen, aber auf eine andere
00:25:56: Art und Weise.
00:25:57: Da will ich gleich nochmal drauf eingehen.
00:25:59: Aber zunächst will ich da auf deinem Zwiebelmodell bleiben.
00:26:03: Das finde ich ganz spannend, dass du das gewählt hast.
00:26:06: Tatsächlich ist es ja auch so, manchmal reden ja auch die Augen, wenn man den Zwiebeln schneidet.
00:26:13: Und hier ist es schon so, das muss man ja sagen, es ist teilweise auch wirklich, ja, es ist
00:26:17: schon harte Kost.
00:26:18: Also es gibt zwischendurch Rotöne von der Therapeutin, Kinder in die Schmerzen, zugefügt
00:26:26: werden, wie programmiert werden, so was.
00:26:28: Das ist wirklich, also dieses Mal will ich mal sagen, und das geht jetzt nochmal an
00:26:33: Keschraue, und entschuldige Olga, dass ich mich jetzt ganz kurz nochmal an Keschraue
00:26:36: festbeiße.
00:26:37: Diesmal hast du dich auch an einen, ja, also du hast ja immer Themen, die sozusagen gesellschaftlich
00:26:44: relevant sind, die deep sind und so weiter.
00:26:46: Diesmal bist du schon auch, sagen wir mal, es ist noch eine Spur härter als sonst, menschlich,
00:26:51: emotional auch.
00:26:52: Oder findest du nicht?
00:26:55: Ja, ich glaube, das ist, ja, ich glaube, das ist beherter, weil es geht jetzt zu vielen,
00:27:01: zu den anderen, vielen anderen Podcasts, wo wir ja so eine prominente Figur beispielsweise
00:27:05: vorne haben.
00:27:06: Meso der Sügler zum Beispiel.
00:27:07: Das ist irgendwie noch eine ganze andere, das ist Meso de Uzi zum Beispiel, Mander Nox,
00:27:11: Ken Yapsen und so weiter.
00:27:12: Haben wir hier eine, da haben wir nicht prominente Figuren, wir haben irgendwie einfach Menschen,
00:27:17: ganz auf einer ganz, ganz niedrigen Ebene, also Menschen wie du und ich, das sind jetzt
00:27:21: keine Indole, das sind nicht Leute, die den man hinauf schaut, das sind auch keine Leute,
00:27:25: die den man hinabschaut, sondern das ist irgendwie alles so auf Augenhöhe.
00:27:27: Und ich glaube, das macht erstmal die Stärke dieser Geschichte aus und auch dieser Recherche
00:27:32: aus, dass Olga und Söhrin sich da quasi an eben diesen Menschen festgebissen haben.
00:27:37: Hier quasi diese Menschen als Ausgangslage genommen haben für die größere Geschichte,
00:27:41: für die größere Geschichte dahinter.
00:27:42: Deswegen ist sie natürlich viel, viel schmerzhafter, weil das Leute sind, die wir genauso begegnen
00:27:48: könnten.
00:27:49: Und das macht das ganze ja auch so hart, das macht das ganze zu einer, zu einer harten
00:27:55: Kost.
00:27:56: Aber ich glaube eben da irgendwie nicht abzufallen, also sozusagen es bleibt auf Augenhöhe, es
00:28:02: ist keine Geschichte von Freaks.
00:28:04: Wir erzählen irgendwie nicht von Leuten, die man irgendwie begegnen würde, sondern
00:28:09: das sind einfach Leute wie du und ich.
00:28:12: Also sowohl die Täter, die, der Anführungszeichen die Täter, die sowohl, keine Ahnung, Anwälte
00:28:18: sind, als auch die Therapeuten, das auch Ärzte, was weiß ich, als auch die, die als Opferlesen,
00:28:24: die ganz normale, vielleicht Studenten sind und Leute, die halt auch ihre Probleme haben
00:28:28: so in ihrem Alltag.
00:28:29: Und ich glaube dieses Auf-Auge-Höhe ist das, was diesem Podcast irgendwie auch auszeichnet.
00:28:35: Und ich bin ja sehr froh darüber, dass das Eurgon Sören sich das sich also festgebissen
00:28:40: haben.
00:28:41: Also ich habe mich da ja nur dann reingeklammert und habe dann mit denen die Geschichte entwickelt.
00:28:45: Aber das ist ja ihre, ihre Recherche.
00:28:47: Weil Sören habe ich jetzt in den letzten drei Jahren immer auf dem Tisch immer irgendwie
00:28:50: einsatzter "Tanik Panik"-Buch nach dem anderen gelesen, aber ich habe gefreut, was macht
00:28:53: der Junge da die ganze Zeit?
00:28:55: Und bis daraus dann irgendwie dann tatsächlich eine Geschichte geworden ist.
00:28:59: Und ich bin sehr froh darüber, dass die beiden da irgendwie dran geblieben sind.
00:29:03: Ja, also ich kann das bestätigen.
00:29:05: Olga, zum Beispiel, wenn das um diese Figurenbeschreibung geht zwischen diesen Polizisten, wir wollen
00:29:10: ja noch nicht so viel verraten, aber das kommt ja jetzt schnell.
00:29:13: Wenn ihr jetzt diese Folge hört, wir verlinken in den Show Notes natürlich direkt die Links
00:29:19: zu euch und natürlich zur geteilten Slide zu dem Podcast.
00:29:23: Da fühlt man den richtig.
00:29:25: Man, also hast du ja so beschrieben, also mit dem Ohrring und dann dieses Polizistenhafte
00:29:30: und die Wohnung und alles ist so, also das ist sehr lebendig.
00:29:33: Das ist wirklich, man hört es, aber man sieht es für mich, richtig zum Anfassen.
00:29:40: Also groß Kompliment.
00:29:41: Danke.
00:29:42: Das ist wirklich gut gelungen.
00:29:43: Ja, Keschraub.
00:29:44: Ich muss auch sagen, das muss ich noch loswerden.
00:29:49: Also es ist ja, mit Olga haben wir ja auch irgendwann, kam irgendwie ins Team dazu.
00:29:54: Wir kannten uns selbst noch nicht.
00:29:56: Ich finde, die hat also eine richtig großartige Arbeit gemacht.
00:29:59: Also sie hat wirklich diese vier Skripte da irgendwie rausgehauen und haben hier einen
00:30:05: enge Austausch hier miteinander, das irgendwie entwickelt und es ist irgendwie ganz großartig
00:30:09: geworden.
00:30:10: Ich finde, sie hat da ganz die richtigen Gefühle da irgendwie auch gehabt, wie man diese Storybeats
00:30:16: auch trifft und das hört man, glaube ich, auch total.
00:30:19: Also ich bin da auch sehr dankbar dafür, dass das der Olga, dass Olga uns da quasi in
00:30:24: die Wege gekommen ist.
00:30:26: Ja, ich glaube, wer jetzt noch nicht neugierig ist, der macht was falsch und er hat uns
00:30:30: nicht zugehört.
00:30:31: Kjeraul, letzte Frage an dich.
00:30:34: Ja.
00:30:35: Du hast gerade eine Manipulation gesagt.
00:30:36: Ich habe jetzt Olga eben schon so ein bisschen auf Manipulation angesprochen, ganz auf den
00:30:40: ganz aneratend Weise, nämlich die Frage, ob eine Therapie manipulativ sein kann, ob
00:30:45: sich da sozusagen so eine landläufige Angst möglicherweise mit eurem Thema berührt,
00:30:50: so hofeisenartig, das was zu sagen.
00:30:52: Jetzt hast du gerade im Grunde eigentlich Dramaturgie oder die Erzählweise auch als Manipulation
00:30:57: bezeichnet.
00:30:58: Das fand ich jetzt ganz interessant, da will ich nochmal kurz mit dir darüber sprechen,
00:31:01: bevor wir leider zum Ende kommen müssen.
00:31:02: Aber das findest du, das ist sozusagen Arbeiten mit Cliffhängern, mit Klammern und so weiter,
00:31:10: findest du, das ist eine zählerische Manipulation?
00:31:12: Oder ist dir das nur so rausgerutscht und jetzt habe ich einfach zu gut.
00:31:15: Ich würde gar nicht diese adjektive Substanzivierung machen.
00:31:22: Es ist keine erziehlerische Manipulation.
00:31:24: Erzählung ist Manipulation.
00:31:27: Für mich ist quasi die Erzählung die Frage davon, wie wir unsere Geschichten bauen.
00:31:32: Erzählung kann richtig scheiße sein, wenn du so richtig scheiße baust und keine Ahnung,
00:31:37: die spannenden Sachen zuerst raushaust und man hört dann irgendwie nicht zu.
00:31:41: Für mich ist es immer so, wenn ich mit Leuten auch über so was spreche, sage ich, stelle
00:31:45: dich vor beim Abendessen, beim letzten großen Abendessen, wo viele Leute da waren, welchen
00:31:49: Leuten habt ihr besonders gerne zugehört?
00:31:51: Wie haben sie diesen Raum eingenommen für sich?
00:31:54: Warum ist das, was die da erzählt haben, selbst wie er täglich das auch mal sein mag,
00:31:57: sind nicht mal alles Mord- und Totschlaggeschichten?
00:31:59: Warum sind sie so einnehmend?
00:32:01: Und der Grund dafür ist, ich glaube, Manipulation mit einfach so schlecht verstanden, so als
00:32:05: Wort.
00:32:06: Ich finde das überhaupt nicht schlimm, zu sagen, naja, wir haben eine Erzählung und
00:32:09: wir manipulieren sie so auf eine Art und Weise in der Erzählung, dass sie die maximale
00:32:15: Wirkung erzeugt.
00:32:16: Das hat nichts mit Tatsachenumdrehungen zu tun.
00:32:19: Das hat auch nichts mit, dass man irgendwie sich fakt ausmacht.
00:32:22: Das ist gut, dass du das noch mal betrugst.
00:32:23: Sondern dass man im Grunde genommen diese Dinge, die man da hat, dass man das als ein
00:32:27: Tool versteht auch an.
00:32:28: Und sagt, wie erzähle ich das am effektivsten?
00:32:30: Ich finde, eine Erzählung muss immer diesen Blick nach wer empfängt, sie tatsächlich auch
00:32:35: haben.
00:32:36: Vielleicht bin ich dazu sehr Kommunikationswissenschaftler.
00:32:37: Für uns ist ja immer so ein, als Kommunikationswissenschaftler quasi, ich habe ja quasi studiert, dass
00:32:43: wir ein bisschen so senden und empfangen und wie kodiert man das und wie dekodiert man
00:32:47: das?
00:32:48: Und ich glaube, diesen Blick immer zu haben, das ist schon immer schon sehr lohnenswert.
00:32:52: Und vielleicht will ich auch ein bisschen provozieren damit, wenn ich sage, wie manipulieren.
00:32:56: Aber am Ende des Tages ist das eben Teil, glaube ich, unseres Handwerk.
00:33:01: So muss man sehr vorsichtig damit umgehen, glaube ich auch.
00:33:04: Und verantwortungsvoll.
00:33:05: Deswegen sagen wir bei Andanya auch immer, es steht auf unserer Website, wir machen Unterhaltung
00:33:10: mit journalistischem Rückgrat.
00:33:12: Und ich finde, solange dieser journalistischem Rückgrat gewährt ist, kann man alles machen.
00:33:17: Ja, schön.
00:33:18: Im Grunde folgst du ja auch Harari, der ja sagt, der Mensch kann alles ertragen, er
00:33:24: kann alles erreichen.
00:33:25: Mensch wird einfach durch seine Geschichten zusammengehalten.
00:33:28: Die Gesellschaft und die Menschheit hält durch die Geschichten, die wir uns erzählen zusammen.
00:33:33: Und ihr erzählt auf jeden Fall gute und interessante Geschichten.
00:33:36: Bitte.
00:33:37: Das habe ich wirklich überhaupt nicht erwartet, aber ich nehme das Dankende an.
00:33:41: Du folgst Harari, ich finde dich super.
00:33:43: Ja, ich folge Harari, ich muss auch immer ja gesagt und macht.
00:33:47: Ich folge euch, Olga.
00:33:50: Vielen herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch.
00:33:53: Danke, Cashera, für das kurze Reinkommen.
00:33:55: Und alle, die uns zuhören, alle Hörerinnen und Hörern, gerne.
00:34:00: Wir verlinken alles in den Shownotes.
00:34:02: Ich freue mich, wenn ihr reinhört.
00:34:04: Es lohnt sich und euch beiden sage ich nochmal herzlichen Dank auch für diese tolle Arbeit
00:34:07: und für die Zeit, die ihr euch genommen habt für uns.
00:34:10: Vielen Dank.
00:34:11: Danke schön.
00:34:12: Danke.
00:34:13: Danke.
00:34:14: Danke.
00:34:15: Tschüss.
00:34:16: Tage wie diese.
00:34:19: * Musik *
00:34:21: * Musik *
00:34:23: [Musik]
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