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#87 Andreas Pietschmann in "Die Ermittlung". Zwischen Schauspielkunst und historischer Aufarbeitung

Shownotes

In dieser Episode sprechen wir mit dem vielseitigen Schauspieler und Synchronsprecher Andreas Pietschmann über seine beeindruckende Karriere. Bekannt aus zahllosen Filmen und Serien, etwa "Dark" und "1899" auf Netflix, gibt Pietschmann einen tiefen Einblick in seine Arbeit und seine Leidenschaft für das Schauspiel. Wir erfahren von seinem Werdegang und den Herausforderungen, die er bei internationalen Produktionen zu meistern hat, sowie von der besonderen Herausforderung, Charaktere in verschiedenen Sprachen darzustellen. Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist Pietschmanns Rolle in R.P. Kahls Kinofilm „Die Ermittlung" über die Frankfurter Auschwitz-Prozesse. Er erklärt die Bedeutung des Films als wichtigen Aufruf zur Erinnerung und zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Der Film kann auch als Kommentar zu aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen gelesen werden und besticht durch seine Inszenierung, die Manipulation und Emotionalisierung vermeidet. Pietschmann gibt Einblicke in seine Rolle und den intensiven Prozess der Proben und Dreharbeiten, die ihn emotional und künstlerisch herausgefordert haben. Wir sprachen auch über die Bedeutung der Erinnerungskultur durch Kunst. Pietschmann betont, wie wichtig es ist, sich durch Kunst an die Gräueltaten der Vergangenheit zu erinnern und sich mit ihnen zu konfrontieren.

Neben seiner Arbeit als Schauspieler spricht Pietschmann auch über seine Erfahrungen als Hörbuchsprecher und seine Leidenschaft für das gesprochene Wort. Er berichtet vom intensiven Prozess der Aufnahme langer Texte und den besonderen Herausforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt. Zum Abschluss des Gesprächs gibt Pietschmann einen Rückblick auf seine Bühnenkarriere und teilt spannende Ausblicke auf kommende Projekte. Seine Leidenschaft für das Theater und die ständige Suche nach neuen Herausforderungen und künstlerischen Ausdrucksformen zeichnen sein Schaffen aus. Hört rein und lasst euch inspirieren von einem Gespräch über Kunst, Geschichte und die Kraft des Schauspiels. Verpasst nicht die Gelegenheit, mehr über Andreas Pietschmann und den Film "Die Ermittlung" zu erfahren: Andreas bei Insta: https://www.instagram.com/andreaspietschmann/ * Und hier alle Infos zum Regisseur und dem Film "Die Ermittlung": https://www.instagram.com/rpkahl/ *

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Transkript anzeigen

00:00:00: * Musik *

00:00:03: Tage wie diese.

00:00:06: Alex Bräucher fragt sich und seine Gäste, was eigentlich gerade los ist.

00:00:12: Herzlich willkommen zu Tage wie diese.

00:00:18: Ich freue mich diese Woche auf Andreas Pitschmann.

00:00:21: Hallo. - Hallo, grüß dich.

00:00:23: Ich freue mich, dass du mich einletzt.

00:00:25: Vielen Dank. Schön, dass du Zeit gefunden hast.

00:00:27: Du bist ein viel beschäftigter Schauspieler, Synchronsprecher.

00:00:31: Du machst so viel, dass man fast gar nicht hinterherkommt.

00:00:34: Dein Werk kennen wahrscheinlich viele Leute.

00:00:37: Ach, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll.

00:00:39: Viele haben wahrscheinlich Dark, was eine internationale Produktion ist,

00:00:43: die nicht lange zurückliegt gesehen.

00:00:45: Im Grunde arbeitest du ja schon seit ich denken kann.

00:00:49: Also, wenn man sich deinen Track record anguckt,

00:00:51: dann hast du ja schon wirklich sehr, sehr, sehr lange Spielst du.

00:00:54: Und hast ja auch im Theater angefangen.

00:00:57: Das ist richtig.

00:00:59: Also, vorausschicken würde ich zunächst, dass es kein Werk ist,

00:01:02: wie du es gerade genannt hast.

00:01:03: Denn ich habe das ja nicht alles selbst und alleine geschaffen und erschaffen.

00:01:09: Ich bin ja als Schauspieler nicht ein Künstler,

00:01:12: so empfinde ich mich nicht, der vor dem Lernenblatt Papier sitzt

00:01:16: oder vor der Lernleinwand oder dem Lernmusikscore und dann selbst was er findet,

00:01:21: sondern ich tute es ja immer im Verbund mit anderen Leuten.

00:01:24: Sprich, ich habe schon einen Impuls, ich habe einen Text,

00:01:28: ich habe eine Rolle, ich habe eine Idee, ich habe ein Stück, ich habe eine Geschichte.

00:01:31: Und die beeinfluse ich dann mit und der arbeite ich mit.

00:01:37: Insofern empfinde ich mich dann immer mehr als Handwerker,

00:01:39: weil ich aus einem bereits bestehenden Material noch was Neues, was anderes erschaffe

00:01:44: und mein Foodbrind hinterlasse.

00:01:47: Und das mache ich in der Tat schon lange.

00:01:48: Ich habe im Theater begonnen, was ja auch die Wiegel eigentlich meiner Beschäftigung ist

00:01:53: und worauf ich deswegen auch achte, dass ich das immer wieder beibehalte und weiter tue.

00:01:59: Ja, lieber Andreas, jetzt, wo wir ein bisschen über deine Anfänge im Theater gesprochen haben,

00:02:03: da gab es für dich auch eine Art Erweckungserlebnis.

00:02:06: Ich weiß nicht, ob das das richtige Wort ist.

00:02:08: Ich habe gelesen, du hast damals eigentlich auch anders angefangen, beruflich,

00:02:12: du hast dann schon angefangen zu spielen und hat es dann einen schweren Unfall.

00:02:17: Du hast es eigentlich besser gesagt, als ich es beschreiben könnte.

00:02:21: Und der Erweckungserlebnis ist, glaube ich, der beste Ausdruck,

00:02:26: der sehr gute Ausdruck dafür.

00:02:27: Ich war einfach noch auf dem Weg der Findung, was soll ich machen nach der Schule

00:02:35: und dann in der Bundeswehrzeit, weil ich damals noch Werditz Leistenberg verpflichtet war,

00:02:39: Werditz zu machen und den habe ich gemacht.

00:02:42: Und da hatte ich einmal auf dem Weg einfach einen schlimmen Verkehrsunfall

00:02:47: und habe den aber so gut wie unbeschadet überstanden und hatte also großes Glück

00:02:51: und bin an dem Abend im Bewusstsein eigentlich eine zweite Chance geschenkt bekommen zu haben

00:02:56: oder ein zweites Leben ins Theater gegangen.

00:02:58: Und hatte da so ein Erlebnis, das mich das begeistert hat

00:03:03: und dass ich das an fantastisch fand, was die machen.

00:03:05: Und ich dachte, das ist ja ein, was für ein toller Weg aus einem kümmerlichen Dasein mal auszubüchsen

00:03:11: und in eine andere Welt einzusteigen und habe gefragt, ob ich da mitmachen kann,

00:03:14: dass man oft Theaterbühne und die haben mich dann tatsächlich brander,

00:03:18: gerade wie jemand davon mir eine Rolle gegeben.

00:03:19: Insofern war das eine tolle Koincidence, weil das quasi zusammenfied.

00:03:25: Am gleichen Tag dieses Erlebnis, das Gefühl ein zweites Leben geschenkt bekommen zu haben

00:03:30: und darin auch eine Aufgabe zu haben und dann das Theater zu finden.

00:03:34: Und dann noch diese Lebendigkeit von der Bühne,

00:03:36: also dann noch diese Lebend das Leben so zu feiern auf so einer Bühne,

00:03:38: das Gefühle zu spielen, zu zeigen, all das, die Magie, die auf so einer Bühne auch passiert ist.

00:03:46: Genau, es hat mich begeistert einfach.

00:03:49: Ich habe gesehen, da entstehen neue Welten noch sehr viel mehr und interessanter,

00:03:52: als ich sie kenne und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

00:03:55: und ich kann mich da ausleben und wollte das unbedingt ausprobieren.

00:04:01: Jetzt bin ich immer noch dabei.

00:04:04: Das war 1988, war das.

00:04:07: Also dann warst du aber gleich auch in der Tute, es hat von Anfang an, es hat gleich funktioniert.

00:04:11: Also du warst, das war dein Element, du hast es gleich gespielt.

00:04:13: Na ja, mir hat es von Anfang an Spaß gemacht, das war mein Element.

00:04:16: Ich habe aber nicht daran gedacht, dass ich das zum Beruf machen könnte

00:04:19: und professionell vielleicht betreiben könnte und habe daraufhin einfach danach immer weiter gespielt

00:04:24: und habe aber schon studiert, war im Ausland, habe Sprachen gelernt, habe Linkwistik studiert

00:04:28: und Literaturwissenschaft und so und habe das parallel aber immer weiter gemacht

00:04:33: und mich dann bei 24 Jahren gefragt wäre oder ich wurde draufgestoßen.

00:04:38: Die Freunde haben gesagt, jetzt probier doch mal, ob du auf der Schauspielschule kannst.

00:04:42: Dann habe ich es mal ausprobiert, um mir nur später keine Vorwürfe machen zu müssen,

00:04:46: dass ich es nie ausprobiert habe, weil das klappt ja ähnlich,

00:04:48: da bewerben sich 1000 Leute auf 10 Plätze und dann habe ich es einfach probiert

00:04:52: und dann haben die gesagt, ja du kannst gleich da bleiben.

00:04:55: So, und da hatte ich Glück.

00:04:57: Das ist eine schöne Geschichte, die finde ich viel positive Energie ausstrahlt.

00:05:02: Man muss alles erwarten, auch das Gute.

00:05:05: Ja genau, das ist durcheinander.

00:05:07: Und dann muss man, das gibt es bei unserem Beruf immer und dann muss man bereit sein.

00:05:11: Du musst alles erwarten, die guten Rollen kommen nicht von alleine vorbei.

00:05:14: Du kannst der beste Schauspieler sein und vielleicht trotzdem nie glänzen,

00:05:18: weil du einfach nicht die Rollen kriegst oder du kannst ein ganz schlechter Schauspieler sein

00:05:22: und du strahlst aber weil du 2-3 mal fantastische Rollen, die genau zu dir passen bekommst.

00:05:26: Kannst du nicht beeinflussen.

00:05:28: Das einzige was du machen kannst ist immer bereit sein.

00:05:32: Darauf achten, dass wenn es vorbeikommt, dass du dann auch zu packst und bereit bist.

00:05:36: So ein finde ich das.

00:05:38: Und ansonsten hast du recht, mach ich Film, mach ich Fernsehen, Theater, Hörbücher auch sehr viel.

00:05:44: Die immer auch viel Zeit kosten und dann aber natürlich wirklich eine unmittelbare Behandlung,

00:05:51: nur der Sprache sind.

00:05:53: Deswegen, ich das gerne mache und eine tolle Disziplin finde.

00:05:56: Und da ist so einiges dabei.

00:05:57: Du hast recht, Dark war wahrscheinlich etwas, was so ein Bookmark ist und wo viele sich vielleicht daran erinnern,

00:06:03: wenn sie das gesehen haben, aber was insbesondere international viel Aufsehen erregt hat,

00:06:09: weil das ja, was viele gar nicht wissen im Ausland, viel viel erfolgreicher war und ist,

00:06:14: nach wie vor als in Deutschland.

00:06:16: Und eigentlich in Deutschland erst so mit Bumerang Wirkung wahrgenommen wurde,

00:06:23: als es aus dem Ausland als großer Erfolg wieder zurückkam und sich alle sagten,

00:06:26: jetzt müssen wir mal gucken, was ist denn das?

00:06:27: Warum gucken die das alle und dann, ja das kommt ja von uns.

00:06:30: So war das ein bisschen.

00:06:32: Aber das und ansonsten bin ich natürlich jetzt, weil ich schon länger dabei bin,

00:06:35: in vielen Fernsehproduktionen gewesen und viele Theater und so.

00:06:38: Das finde ich interessant, wie du sagst, so eine internationale Produktion.

00:06:42: Wie stellen sich jetzt unsere Hörerinnen und Hörer sich das vor, wie das am Set ist?

00:06:47: Also, sprecht ihr alle eure Muttersprache?

00:06:50: Oder sprecht ihr dann alle englisch, italienisch,

00:06:52: nachdem wo die Produktion beheimatet ist?

00:06:54: Wie läuft so was ab?

00:06:56: Das kommt ganz drauf an in der Tat, was das für eine Produktion ist.

00:07:00: Wenn ich jetzt Dark als internationale Produktion bezeichne,

00:07:03: dann ist das da vor allen Dingen so, weil das eine rein deutsche Produktion war,

00:07:07: die aber sehr ins Ausland gegangen ist, weil sie eben auf einem Streamer war, auf Netflix,

00:07:13: das war international und ging dadurch in die ganze Welt und hat dadurch internationales Format,

00:07:18: auch wenn es an sich rein Deutsch war.

00:07:19: Es kommt aus Berlin, das sind deutsche Autoren, das sind deutsche Regisseure,

00:07:23: das ist eine deutsche Geschichte, es spielt in Deutschland,

00:07:26: hat dann aber relevant in der ganzen Welt gefunden.

00:07:28: Dann gibt es aber auch Geschichten natürlich, die von vornherein ganz international aufgebaut sind.

00:07:33: Das gleiche Team, Baron Booder und Janche Friese, die Dark gemacht haben,

00:07:37: haben noch eine Show gemacht, die heißt 1899, die danach kam,

00:07:40: die war in der Tat ganz international aufgestellt,

00:07:44: wo was an der Leinstellungsmerkmal war, auch jeder der Schauspieler,

00:07:48: jeder der Beschäftigten seine eigene Sprache gesprochen hat.

00:07:52: Das war also dann ein Stück, wo 11 verschiedene Sprachen waren.

00:07:54: Am Set, also ihr spielt mit Nanna und du verstehst im Grunde vielleicht gar nicht,

00:07:58: was ja gerade auf Italienisch zu dir sagt, weißt du es natürlich aus deinem Drehbuch,

00:08:02: aber so wird es gemacht.

00:08:04: So wird es in dieser Produktion gemacht, in der Tat, und zwar nicht nur der Schauspieler am Set,

00:08:08: sondern auch in der Geschichte.

00:08:10: Das war eine Geschichte, wo es eben auch um ein Auswanderer Schiff ging

00:08:13: und da sind viele Nationalitäten drauf, die sich auch selbst gegenseitig nicht unbedingt verstehen.

00:08:17: Und natürlich sprachen der Spanier spanisch, der Engländer Englisch, der Deutsche Deutsch und so weiter.

00:08:22: Der Portugiesisch, das war aber auch ein System immanent in dieser Geschichte,

00:08:27: das sollte so sein.

00:08:28: Wenn ich jetzt aber zum Beispiel in einer italienischen Produktion spiele,

00:08:32: wie ich es in dem Jahr gemacht habe, in einem amerikanischen,

00:08:35: dann sind es die jeweiligen Filmsprachen und Set-Sprachen.

00:08:39: In Italien wurde Italienisch gesprochen,

00:08:41: in Ungarn haben wir das gedreht, bei den Amerikanern Englisch,

00:08:45: und wenn ich in Frankreich drehe, eben Französisch.

00:08:47: Also das hat immer damit zu tun, wo es stattfindet.

00:08:49: Das ist interessant bei deinem Charakter.

00:08:53: "Eig" spricht man das "Eig" aus, "Eig" bei 1890?

00:08:56: Genau, "Eig".

00:08:57: Da hast du ja so schön dazu geschrieben, er ist multinational und multilingual.

00:09:01: Das bist du ja dann wahrscheinlich auch in Wirklichkeit, oder?

00:09:04: Also fällt es dir leicht, diese ganzen Sprachen zu sprechen,

00:09:07: oder lernt man das phonetisch, oder sprichst du diese Sprachen einfach alle, oder?

00:09:11: Bereitet man dann für den Film diese Kenntnis vor?

00:09:14: Das klingt ja hochkomplex.

00:09:16: Auch wieder unterschiedlich, und die Frage ist, wo setzt man Multi an?

00:09:21: Sind das dann wirklich viele, oder fängt das schon bei zwei an?

00:09:23: Also soweit ist es nicht her.

00:09:25: Aber die Figur war so, dass die Deutsch war, Deutschsprach,

00:09:32: aber damit auch die Geschichte vorankam,

00:09:34: auch Englisch konnte, damit man mit anderen Ländern und Nationalitäten kommunizieren kann.

00:09:38: Für mich als Schauspieler ist es so, ich habe einfach, es ist nicht so viel,

00:09:43: ich kann nicht so viele Sprachen, Deutsch ist meine Muttersprache,

00:09:45: ich kann drehen auf englisch, französisch, vielleicht ein bisschen italienisch-spanisch,

00:09:50: aber richtig sprechen und kommunizieren kann ich da nur auf französisch und englisch noch.

00:09:55: Aber das sind ja schon fast alle Sprachen, die du genannt hast, also du musst mal gewässlichen.

00:09:59: Ja, aber es geht, es geht, was erstaunlich ist, wenn du, ich spreche gar nicht italienisch,

00:10:03: und habe das nie gelernt, habe aber auf italienisch gedreht,

00:10:05: dann muss man das Zeug halt auswendig lernen, und zwar richtig, richtig konkret und sehr sicher auswendig lernen,

00:10:12: damit man dann nicht schwimmt.

00:10:14: Und dann kann man das spielen, ich kann natürlich nicht improvisieren,

00:10:19: ich kann dann nicht plötzlich mit eigenen Texte achinden auf italienisch,

00:10:22: das ging vielleicht auf französisch und englisch, aber auf italienisch funktioniert das nicht.

00:10:25: Du musst es gut lernen, aber das ist anregend, weil du spielst dann auch anders.

00:10:29: Wenn du selbst in einer anderen Sprache sprichst, dann hast du ein anderes Tempo,

00:10:34: du hast sogar eine andere Stimmhöhe, deine Gedanken fließen anders,

00:10:38: und das ist für mich immer ein sehr interessanter Ausflug,

00:10:40: weil man aus dem gewohnten Kosmos ausbricht und einfach die Grenzen erweitert und den Horizont erweitert.

00:10:46: Das finde ich total interessant, wie du das beschreibst, weil das finde ich ist so ein,

00:10:50: kennst du das, wenn man länger im Ausland ist, dann fängt man an, in der Sprache zu träumen.

00:10:54: Muss man länger da sein und sie gut können.

00:10:56: Ja, also beim Englischen, wo man ja schnell reinrutscht, geht das oft so, nach, schon nach kürzerer Zeit.

00:11:03: Aber das finde ich spannend. Es gibt zum Beispiel auch so Untersuchungen, dass sich auch so Gesichtsfalten, Mimik falten,

00:11:09: unterschiedlich ausbildenden anderen Nationalitäten, je nachdem wie man spricht.

00:11:15: Das ist interessant.

00:11:17: Ja, ja, Muskulatur im Mund nutzt.

00:11:19: Ja, ja, kann ich mir total vorstellen, ich habe das noch nicht gelesen,

00:11:22: es ist interessant, dass du das sagst, aber das deckt sich ja eigentlich mit dem, was ich sage,

00:11:26: dass ich das Gefühl habe, wenn ich in einer anderen Sprachespide kommen,

00:11:29: auch meine Emotionen von woanders her und sie drücken sich auch anders aus.

00:11:33: Wir wissen wie gestig reich zum Beispiel Italiener ihre Sprache, ihre Sätze, ihre Geschichten,

00:11:40: Untermalen mit ganz anderen Gesten, als wir die haben.

00:11:43: Meine Frau, die Paserin, hat auch aus einem anderen Zentrum kommt ihre Gistik,

00:11:49: als das zum Beispiel über mir der Fall ist. Die Franzosen sprechen wieder anders und haben andere Satzmelodien.

00:11:55: Ich kann mir vorstellen, dass ich das sogar im Gesicht widerspiegelt, wie es aussieht und wie es sich entwickelt.

00:12:00: Also ich finde das total komplex, was du sagst, dass du zum Beispiel auf Italienisch spielst,

00:12:04: das ausfind ich lernt, aber du musst ja quasi auch die Dialoge, die der andere verstehen,

00:12:08: dein Spiegelpatter auch im Grunde verstehen und auch gelernt haben.

00:12:11: Also das ist ja wirklich nicht genau.

00:12:13: Genau, genau, das geht aber, deswegen ist das ein kleiner Rahmen von Sprachen,

00:12:17: bei dem das möglich ist.

00:12:19: Bei Italienisch ist es einfach so, ich hatte sehr lange Latein in der Schule

00:12:23: und weil ich Französisch spreche oder intensiver gelernt habe, sind das Verwandte Sprachen.

00:12:28: Das heißt, ich verstehe das schon, worüber die sprechen,

00:12:31: denn ich kenne das Vokabular und die Grammatik und so, auch wenn ich die Sprachen, die gelernt habe.

00:12:35: Das würde mir jetzt auf Russisch schwerfallen, weil da kann ich es nicht wirklich verstehen.

00:12:39: Und wenn die was anderes erzählen, als im Textbuch steht, dann kriege ich es gar nicht mit.

00:12:43: Wie ist das mit der Aussprache?

00:12:45: Bemüste dich um eine möglichst gute, zum Beispiel dein italienischer Aussprach

00:12:49: oder geht es auch darum, dass du sagst, du darfst ruhig wie der Deutsche klingen,

00:12:53: du bist ruhig der Tedesco, der Italienisch spricht.

00:12:56: Oder ihr hängt es auch wieder von der Rolle ab?

00:12:58: Oder wie würdest du es aber im Allgemeinen so fassen?

00:13:00: Im Allgemeinen habe ich natürlich den Ehrgeiz das möglichst gut zu machen

00:13:04: und dann nicht zu stark und platt das deutsche Chlorid mit hineinzunehmen.

00:13:09: Aber natürlich sind das dann fast immer Rollen,

00:13:12: wo man sagt, das ist ein Deutscher, der diese Sprache spricht.

00:13:14: Das heißt, es ist meistens sogar relativ gewünscht, dass man da einen gewissen Akzent raushört, um das zu verorten.

00:13:21: Denn natürlich werde ich nicht als native Franzose oder native Engländer oder Italiener gecastet,

00:13:27: weil jeder sofort sieht und hört, das ist er nicht.

00:13:29: So gut kriegt man es nicht in.

00:13:31: Dafür muss man Jahrzehnte in dem Land leben, um das Akzent frei zu sprechen.

00:13:35: Das kann ich nicht.

00:13:37: Und die ganzen Regio?

00:13:39: Ja, aber ich versuche, theoretisch so gut wie möglich zu machen.

00:13:43: Man kann ja auch die ganzen Regio leckte.

00:13:45: Also, älsyzillianisch klingt ja ganz anders als viennizianisch.

00:13:49: Da kommen wir ja nicht rein, wenn man das nicht spricht.

00:13:51: Aber interessant ist ja doch auch das Vertrauen der Produzenten,

00:13:55: dass man dann doch weiß, der kann das.

00:13:57: Den kann ich entsetzt stellen.

00:13:59: Der komplett fremden Sprache kriegt vielleicht sogar seine Regieanweisung noch in der anderen Sprache.

00:14:03: Und der kann das trotzdem performen.

00:14:05: Das ist ja doch ein großes Kompliment, muss man sagen, so international aufzukommen zu werden.

00:14:09: Hast du Recht? Ich habe das auch so empfunden und habe mich darüber sehr gefreut.

00:14:13: Wenn so was passiert, gleichzeitig ist es auch eine Herausforderung,

00:14:17: weil es dann natürlich mehr Arbeit erfordert und ich natürlich dann auch hingehe und sage,

00:14:21: hoffentlich versäumle ich es jetzt nicht und hoffentlich versaue ich es nicht.

00:14:25: Und nicht, dass die dann auf halber Strecke sagen, das geht so nicht.

00:14:29: Wir müssen anderen holen oder dass sie mich nie wiederbuchen.

00:14:31: Also, da hat man dann auch so ein bisschen Druck.

00:14:33: Ehrlich gesagt, aber der tut ja auch immer ganz gut.

00:14:36: Nur da hatten die einfach Vertrauen, dass das geht.

00:14:39: Manchmal muss man ja auch, das ist mittlerweile immer so ein Self-Tape einsenden.

00:14:44: Heutzutage insbesondere seit Corona ist das ja so, dass man eigentlich seine Vorsprechen dann selber zu Hause

00:14:49: in solchen vier Wänden macht, wie ich jetzt mit ihr spreche.

00:14:52: Videokast.

00:14:53: Videokastin genau.

00:14:55: Und dann sendet man das ein und dann bekommen die schon mal einen Blick oder ein Gefühl dafür,

00:14:58: kriegt er das hin, wie hört sich das an oder nicht, kann man mit dem kommunizieren oder nicht,

00:15:02: so dass die dann auch jetzt nicht das volle Risiko gehen müssen.

00:15:06: Ich hatte hier mal Emra Ertem zu Gast, der sich ganz früh aufregt über die neue Tendenz zum Videokast.

00:15:13: Ich sag, das kann man ja gar nicht verstehen.

00:15:15: Verstehe ich ja.

00:15:16: Es hat vor und nach Teile, gebe ich offen zu.

00:15:18: Denn ich verstehe ihn total, denn das Richtige, das geht mir auch so.

00:15:21: Am liebsten treffe ich die Menschen, mit denen ich portiziell zusammenarbeiten werde, dann auch persönlich,

00:15:27: weil man ja nicht nur diese eine Szene dann zusammenspielt oder entwirft, um die es dann geht,

00:15:33: deren Trägen man dann genommen wird oder nicht, sondern man lernt ja den anderen auch auf andere Art und Weise.

00:15:39: Man sieht, wie er sich verhält.

00:15:40: Man führt noch ein persönliches Gespräch.

00:15:42: Man kann den anderen lesen.

00:15:43: Man bekommt ein Gefühl, kommt man klar, mit dem mag man den oder verstehe ich seine Argumentation,

00:15:48: kann der mir Mitteilung oder Hinweise geben, die ich verstehe, die ankommen, die mich bewegen.

00:15:53: All das fällt weg.

00:15:54: Das ist ein großer Verlust.

00:15:56: Gleichzeitig verschiebt sich bei mir eine Beschäftigung momentan auch ein bisschen ins Ausland,

00:16:03: durch die internationalen Produktion.

00:16:05: Und da kann ich natürlich nicht alle Pfliff lang irgendwo im Ausland auf den Casting marschieren.

00:16:10: Das ist zu weit weg.

00:16:11: Dann bin ich froh, dass ich die Möglichkeit habe, wenigstens ein Tape einzusenden,

00:16:14: damit sie sagen können oder gucken können, was ich anbiete.

00:16:17: Und richtest du dann auch irgendwie das alles schön ein?

00:16:20: Oder machst du das jetzt so, wie wir also aus dem Wohnzimmer, Hintergrund,

00:16:23: egal, du hast dann eine weiße Wand oder machst du, stellst du schon richtige Kamera auf

00:16:28: oder machst du es auch einfach so aus der Hand?

00:16:30: Teils, teils.

00:16:31: Weil ich versuche mich zu wehren gegen den Druck, dass jetzt jeder Schauspieler zu Hause

00:16:35: ein eigenes Castingstudio hat, wo er einfach hinten die Leinwand drunter lässt,

00:16:38: um den richtigen Hintergrund zu haben, sei es die Wüste Gobi oder der Atlantik.

00:16:43: Ich finde, das geht zu weit.

00:16:45: Aber ich versuche mich der Figur einigermaßen anzunähern

00:16:48: und dann schon ein Setting zu schaffen, was erstens nicht groß ablenkt,

00:16:51: was nicht in die falsche Richtung geht.

00:16:52: Und was einigermaßen reinpasst.

00:16:54: Was normal ist, wenn man verlangen kann, ist, dass man ungefähr die Klamotten anzieht,

00:16:59: die vielleicht dann passen würden für die Situation und die Figur.

00:17:03: Das mache ich schon.

00:17:05: Aber ich finde, ich mache nicht zu viel Tra-La-La.

00:17:08: Ich gucke, dass es konzentriert ist und nichts ablängt.

00:17:10: Wissen Sie es eigentlich, Stimme, du hast eben am Anfang,

00:17:15: als ich gesagt hätte, dein Werk oder deine Kunst,

00:17:17: dann hast du dich selber als Handwerker beschrieben,

00:17:20: was ich nachvollziehen kann an der Arbeit.

00:17:23: Aber Stimme ist ja auch etwas ganz Besonderes.

00:17:26: Ich kenne zum Beispiel ganz tolle Hörbücher, die ich gehört habe, die du gesprochen hast.

00:17:31: Erinnerlich ist mir geblieben zum Beispiel, ich glaube, Carlos Ruiz-Safon,

00:17:36: sprechen Sie richtig aus, "Der Stadtnis Windes".

00:17:39: Exakt, ja.

00:17:40: Also ganz toll.

00:17:41: Und da ist mir deine Stimme auch so erinnerlich geblieben.

00:17:45: Und dann habe ich mich immer gefragt, wie macht ihr das,

00:17:48: wenn ihr so ein Studio geht?

00:17:50: Weil wenn man so als Liontext liest, dann ist es immer so, na ja, liest halt einer vor.

00:17:54: Aber wenn ein richtig guter Schauspieler sprecher,

00:17:58: ich weiß nicht, wie man dich dann in dem Fall richtig bemerkt,

00:18:01: dann hat es so eine tolle Wirkung.

00:18:04: Also dieser Text ist ja noch mal so maximiert.

00:18:07: Und auch das angenehme, diese Begleitung, man hat das ja so nah bei sich,

00:18:12: ja quasi so im Kopf an den, aber man sieht es nicht,

00:18:17: man gewöhnt sich an die Stimme, es ist ein sehr langer Roman,

00:18:19: es sei, glaube ich, acht CDs gewesen oder so, was haben wir in der Zeit?

00:18:21: Ja, das war sehr lange.

00:18:23: Ja, und dann hat man das ja auch ganze Zeit lang bei sich.

00:18:25: Und das finde ich schon toll, aber wie macht man das?

00:18:28: Also liest du den Roman viermal und schreibst du dir,

00:18:32: machst du dir da Markierungen rein,

00:18:34: oder kommt das dann aus einem Fluss?

00:18:36: Oder wie ist so eine Text-Stimmarbeit?

00:18:39: Ich glaube, dass das sehr unterschiedlich ist von Darsteller oder von Leser zu Leser,

00:18:46: und das ist ein Vorausgeschick, mag sein,

00:18:48: dass man natürlich, es gibt Dinge, die man nicht selber beeinflussen kann,

00:18:52: wie zum Beispiel, ob man eine angenehme Stimme hat,

00:18:55: die die Leute gerne lauschen.

00:18:57: Man nimmt zum Beispiel deine Stimme, die sehr angenehm ist,

00:18:59: deswegen du sehr viele Zuhörer hast,

00:19:01: und es schön ist, deine Sendung zuzuhören.

00:19:04: Und das ist was, das bricht man mit oder bricht man nicht mit.

00:19:07: Dann werden sicherlich viele Darsteller das unterschiedliche Handhaben hat,

00:19:11: damit zu tun, auch wie gut sie lesen können.

00:19:13: Da gibt es sehr unterschiedliche Fertigkeiten.

00:19:15: Es gibt Hausteller, die können gar nicht lesen oder gar nicht gut lesen,

00:19:18: die lernen das wirklich auswendig,

00:19:19: und die können eigentlich nicht an Text gestalten,

00:19:22: während sie ihn gerade unmittelbar lesen.

00:19:24: Man kann sich das hervorstellen,

00:19:26: dass man eigentlich mit dem Auge immer so 3, 4 Wörter vor der Stelle liest,

00:19:29: die man gerade ausspricht.

00:19:31: Und dann passiert das, dass man vielleicht,

00:19:34: wenn es irgendwie sperrig wird, dann wird diese Klammer immer kleiner,

00:19:38: und man nähert sich beim Lesen immer mehr dem Wort, was man ausspricht,

00:19:42: und dann halt kollidieren, dann verließ man sich.

00:19:44: Und wenn man das ständig tut, dann wird es schwer.

00:19:49: Und um das zu vermeiden, bereite ich es sehr gut vor,

00:19:52: also ich lese es nicht 4-mal, aber ich bereite es gut vor,

00:19:55: um gut zu Hause zu sein, einerseits in dem Text,

00:19:58: in der Geschichte, aber auch bei den Figuren,

00:20:00: weil man natürlich versucht, jeder Figur irgendwie ein eigenes Leben zu geben.

00:20:03: Ein bestimmtes Kern drin, eine bestimmte Tonhöhe,

00:20:05: eine bestimmte Geschwindigkeit, eine bestimmte Dynamik,

00:20:08: damit sie wieder erkennbar ist, einerseits und andererseits,

00:20:10: damit es nicht langweilig wird.

00:20:12: So eine lange Geschichte von einer Stimme erzählt kann auch echt langweilig werden.

00:20:15: Und wenn die alle nach einer halben Stunde einschlafen,

00:20:17: dann komme ich nie zum Ende.

00:20:19: Also deswegen mache ich das so, und deswegen empfinde ich es als sehr aufwendig.

00:20:23: Anstrengend hörbiger zu machen, aber ich finde es eine tolle Disziplin.

00:20:28: Es gibt sicherlich Kollegen, denen es leichter fällt als mir.

00:20:31: Wie lange kann man am Tag denn so eine konzentrierte Arbeit machen?

00:20:34: Weil wenn du gerade, wie du es nochmal erläuterst,

00:20:36: dass man jetzt, wo man in den Schaffensprozessen ein bisschen reinschauen kann,

00:20:39: wenn du das so darstellst, wie eine verschiedene Stimmen,

00:20:44: Tarmes, Figuren gegen eine Abgrenzen, die Figur spüren,

00:20:48: dass es ja alles klingt ja wie ein unglaublich intensiver Arbeitsaufwand.

00:20:52: Wie lange kannst du, ist man am Tag in so einem Studio,

00:20:55: bis man kaputt ist oder nicht mehr kann,

00:20:57: oder die Stimme heiser ist oder die Konzentration schwindet?

00:21:00: Exakt, exakt so.

00:21:02: Bis man heiser ist, bis die Konzentration schwindet, bis man nicht mehr kann.

00:21:05: Das ist vom Tagesraum abhängig, das geht mal länger, mal kürzer.

00:21:08: Für mich sind nur so eine Faustregel, ich glaube, ich schaffe ungefähr acht Stunden.

00:21:12: Und dann macht es auch manchmal keinen Sinn, acht, ja.

00:21:15: Manchmal bitte ich, dann können wir noch eine Stunde dranhängen,

00:21:18: weil jetzt läuft es gerade gut, oder manchmal höre ich zwei Stunden vorher auf,

00:21:21: weil ich sage, ich verlese mich noch und ich bin nicht konzentriert.

00:21:23: Das ist wirklich damit zu tun, wie hat man geschlafen, wie ist man drauf,

00:21:26: wie läuft gerade das Privatleben.

00:21:28: Aber so ungefähr geht es, in der Zeit trinkt man unglaublich viel Wasser,

00:21:31: weil man dabei so viel Wasser verliert, und man ist völlig groggy danach,

00:21:34: weil du wirklich immer permanent alleine konzentriert bist.

00:21:38: Noch nicht mal so, wie wir jetzt miteinander sprechen.

00:21:40: Wenn wir sprechen, dann gibst du mir jetzt, dann sprichst du mal eine Minute lang,

00:21:44: in der Zeit kann ich mich aussuchen, ich bekomme deine Energie und deinen Impuls.

00:21:48: So ist es beim Schauspielen eigentlich immer, im Film, auf der Bühne.

00:21:52: Und das heißt, man kann hoffentlich auch Kraft anderer profitieren und Energie bekommen.

00:21:55: Aber wenn du Hörbuch liest, machst du alles alleine, immer.

00:21:57: Und dann fließt du so, so ist mein Gefühl, so langsam aus,

00:22:01: und deswegen irgendwann bist du dann leer und das geht nicht mehr.

00:22:04: Und dann am Abend hast du ein bisschen Halsschmerzen

00:22:06: und die Stimme ist trocken und so.

00:22:09: Klingt wirklich hart.

00:22:11: Ja, ich versuche jetzt hier einen Bogen zu schlagen,

00:22:14: von dem Sprechen zu einer Rolle, zu einer aktuellen Rolle zu...

00:22:17: Über den Dialog vielleicht, genau.

00:22:19: Über den Dialog.

00:22:21: Genau, über den, der teilweise fast ein Monolog ist,

00:22:23: bzw. schon ein Dialog, aber mit einem starken dialogischen Anteil,

00:22:27: nämlich über den Film, den wir auch sprechen wollen heute,

00:22:30: und zwar RPKs "Karls Neuer Film, Die Ermittlung",

00:22:34: ein Film über die Frankfurter Auschwitzprozesse

00:22:37: oder den ersten Frankfurter Auschwitzprozess zurückgehend auf ein Theaterstück.

00:22:43: Ich habe den Film gesehen letzte Woche bei der Berlin-Premiere, der ist vier Stunden lang.

00:22:48: Es war an sich intensiv, also ein Monument.

00:22:51: Man ist wirklich emotional angegangen.

00:22:55: Und deine Rolle ist mir auch unglaublich in Erinnerung geblieben.

00:22:59: Nicht in den längsten Teil, aber in einem wahnsinnig intensiven Teil.

00:23:02: Und witz du vielleicht den Hörern und Hörern, die es noch nicht gesehen haben,

00:23:06: denn der Film startet heute, Donnerstag, 25. in den Kinos.

00:23:10: Und es ist der Tag, an dem wir auch erscheinen werden.

00:23:12: für die, die jetzt Interesse daran haben, hier reinzugehen, erzähle doch mal ein bisschen von Deiner Rolle.

00:23:17: Also in der Ermittlung, die am 25. Prämiere hat, RPK als neuen Film, spiele ich einen der sehr vielen Zeugen, die im Fall auf diese ersten Prozesse, das Auschwitzprozesse, der auf das Jahr '63 bis '65 wurde der geführt zurückging,

00:23:40: einfach einen Zeugen, der wirklich nur einen kurzen Auftritt hat und der im 11. Gesang vorkommt, das ganze Werk, das ist ein Oratorium von Peter Weiß, das in elf Gesänge aufgeteilt ist und die sozusagen den ganzen Parkour,

00:24:00: der ganzen Weg von der Rampe bis zu den Feueröfen beschreibt in den verschiedenen Stationen, das ist der 11. Gesang, also bei den Feueröfen und ich spiele einen Zeugen, der einfach in seiner täglichen Beschäftigung im Prinzip ein Lkw- und Kratfahrer war, der die Leute dorthin gefahren hat, beziehungsweise die Ärzte, die die Vergasung beaufsichtigt haben.

00:24:24: Das ist eigentlich nur ein ganz kleiner Ausschnitt und ein ganz kleines Exterpt und wirklich ein sehr kurzer Auftritt, aber mir war es sehr wichtig dabei zu sein bei diesem Unternehmen und deswegen genau, also kann ich sagen, dass ich da wirklich nicht sehr viel auf meinen Schultern trage, was dieses ganze Produkt anbetrifft, aber eben auch eine der vielen, vielen kleinen Säulen sein darf,

00:24:53: von denen es so viele gibt und es ist so beeindruckend, wie viele Schauspieler daran teilgenommen haben, wie viele mit so viel Herzblut sich da eingebracht haben und das war für mich ein ganz entscheidender Faktor zu sehen, wie sehr wir dadurch verbunden sind, weil es uns allen ein Bedürfnis macht, uns allen was ein Bedürfnis und eine Notwendigkeit bei diesem Projekt beteiligt zu sein und mitzuwirken, was ein Monument gegen das Vergessen erschaffen hat.

00:25:22: Und deswegen ist mir dieser ganze Film auch so wichtig und bin nicht so dankbar, nicht nur, dass ich mitmachen durfte, sondern dass er überhaupt geschaffen wurde, weil ich glaube, er ist absolut notwendig in unserer Zeit.

00:25:34: Ja, da hast du völlig recht und ich finde es auch beeindruckend, dass ein Major wie Leonine auch so ein Film auch produziert und in die Kinos bringt, auch in dieser Länge in vier Stunden und man muss sagen, was du gerade gesagt hast, es ist wahnsinnig wichtig gegen das Vergessen.

00:25:51: Zu arbeiten und RP, RPK, der Regisseur, hat zu Beginn, ist ja auf die Bühne getreten und hat eine kurze Rede gehalten und hat gesagt, er wünschte, er hätte diesen Film nicht gemacht.

00:26:02: Er wünschte, er hätte diesen Film nicht machen müssen.

00:26:06: Ja.

00:26:07: Und kriege ich jetzt schon Gänsehaut, wenn ich es wiederhole.

00:26:09: Ich auch.

00:26:10: Ja, du auch, ne?

00:26:11: Ja, weil das...

00:26:12: Weil, ja, er hat natürlich...

00:26:14: Er hat recht, diese Ergänzung ist auch so wichtig, denn natürlich wäre es am besten gewesen, mich hat das auch sehr berührt, als RP das gesagt hat, ist diese Ergänzung so wichtig, dass es natürlich am besten gewesen wäre, wenn das nie notwendig gewesen wäre, sprich, wenn Auschwitz nicht stattgefunden hätte.

00:26:31: Und dann wäre das nicht notwendig gewesen nur und das ist auch richtig. Auschwitz gab es, Auschwitz war da, Auschwitz ist passiert.

00:26:42: Und das Gerät habe immer mehr in Vergessenheit. Wir bewegen uns jetzt an einer Schnittstelle, wo immer mehr Menschen, die das die Zeugen waren, die das gesehen haben, aussterben.

00:26:54: Es gibt immer weniger, die noch am Leben sind und die uns davon Zeugnis ablegen können.

00:26:58: Und deswegen ist es notwendig und eigentlich unsere Aufgabe als Schauspieler, als Künstler, als Kreierende, unsere Stimme zur Verfügung zu stellen und ihnen unsere Stimme zu geben, damit diese Erinnerung weiterlebt.

00:27:11: Denn von alleine wird sie nicht weiterleben. Es gibt jetzt eine jüngere Generation unter uns, die weniger Kontakt zu dieser Zeit hatte, weil sie keine unmittelbaren Verwandten mehr dazu haben.

00:27:22: Und man muss ihnen helfen, dabei sich aktiv zu erinnern. Und deswegen bin ich froh, dass dieses Werk in der Welt ist, weil auf das kann man immer rekorieren, man kann immer darauf zurückgreifen, man kann sich auch Exzerte, man kann sich Ausschnitte daraus nehmen.

00:27:34: Denn du hast recht, das ist eine Zumutung eigentlich dieser Film. Er ist so lang und er ist natürlich an vielen Stellen auch so hart, dass er sehr schwer zu ertragen ist.

00:27:44: Das schaffen vielleicht auch nicht alle auf einen Mal. Ich konnte nicht weggehen, ich musste es durchziehen. Ich konnte nicht sagen, ich mache das in Häppchen, sondern ich musste es im Ganzen sehen.

00:27:56: Aber es wird die Möglichkeit bestehen, sich auch Kapitel daraus anzusehen. Es wird die Möglichkeit bestehen, das im Geschichtsunterricht in der Schule zu betrachten.

00:28:04: Jeder wird die Möglichkeit haben, wenn es hoffentlich in den Mediatheken stehen wird, sich zu informieren. Denn informieren müssen wir uns, wir dürfen nicht vergessen, einerseits, wir müssen die Bildung schaffen, die Möglichkeit sich das anzusehen, um sich damit auseinanderzusetzen.

00:28:19: Nur wenn man das tut, wird man Schlüsse daraus ziehen, die hoffentlich dazu führen, dass eine solche barbarische Zeit nie jemals wie in unserem Land geschieht. Aber dafür ist es wichtig, dass es dieses Werk gibt.

00:28:32: Ja, und um das zu ergänzen für die Hörerinnen und Hörer, die jetzt bei uns sind und die den Film noch nicht gesehen haben, der Film ist nämlich, hat er im Grunde ein Kammerspiel, der die Originaltexte verließt.

00:28:47: Und es ist deswegen so beeindruckend und auch auf so eine, vielleicht kann man am besten mit den Worten von Hannah Arendt sagen, es ist so die Banalität des Bösen.

00:29:00: Ja.

00:29:01: Also bei vielen geht es darum, was sie da sich am Nachmittagst, die Aufseher, was sie noch gegessen haben und wie sie sich am Gut gehen lassen werden, die anderen Leute verreckt sind oder ermordet wurden. Und diese ganze Absurdität, die man sich im Grunde ja fast gar nicht, also nein, man kann sie sich ja gar nicht vorstellen, die wird hier dargestellt.

00:29:18: Und weil es halt im höchsten Maße authentisch ist, nämlich echte Texte intensiv vorgetragen in der totalen Verdichtung in einer Gerichtssaal, also eine stylisierten Gerichtssaal inszeniert, ist es unglaublich intensiv und unglaublich intensiv auf die Darstellerinnen und Darsteller, Schauspielerinnen und Schauspieler und auf die Texte fokussiert.

00:29:40: Da gibt es keiner.

00:29:41: Und das ist es vor allem. Exakt. Es gibt keinen Schnickschnack drumrum und das macht es, glaube ich, auch so zwingend. Ich habe dir gerade gesagt, dass man sicherlich auch kleine Abschnitte daraus ansehen kann, wenn man es nicht schafft, das alles am Stück anzusehen.

00:29:56: Ich hatte das bei der Premiere sogar fast vor, weil zu Hause sehr viel los war. Ich hatte ihn schon mal auf einer Vorpremiere mit allen zusammen gesehen und dachte, gut, ich schaffe das jetzt heute nicht die vier Stunden, weil zu Hause ist zu viel zu tun.

00:30:07: Und habe das auch dem Alexander und der RP gesagt. Und die hat natürlich totales Verständnis dazu und dann merke ich aber, nein, es ging gar nicht.

00:30:16: Es war so zwingend, dass das, was mir am meisten aufgefallen ist, beim Wiederholtenzuschauern bei der Premiere, es war so zwingend, dass man nicht weggehen konnte, auch nicht nach der Pause.

00:30:26: Ich muss das am Stück bis zum Ende sehen. Und um das den Zufahrenden genauer zu erklären, das ist eben so, dass hier auch die unmittelbare Konfrontation geschaffen wird, indem die Originaltexte aus den Protokollen dieses Auschwitzprozesses in dieses Oraturum, in diese Texte eingeflossen sind, die dann Peter Weiß kontensiert hat zu einem sprachlich sehr reinen, sehr simplen,

00:30:45: aber sehr politisch kraftvollen Text, der die Originalfakten und die Originaltexte beinhaltet. Das also dort ein Ankläger, der anklagt, ein Richter, der seine Einlassungen dazu gibt und ein Verteidiger, der versucht die Anklagten zu verteidigen, direkt konfrontiert werden mit wirklich diesen 18 Anklagten, die da sitzen und versuchen sich irgendwie aus der Fähre zu ziehen.

00:31:08: Und das macht es natürlich nochmal viel eklatanter, dazu zu hören, wenn von Zeugen berichtet wird, was ihnen widerfahren ist, kleinste Situationen, der Folter, der Misshandlung, der Angst, des Schmerzes, des Todes und in der direkten Konfrontation mit den Menschen, die dieses System aufgebaut haben, die die unmittelbaren Taten begangen haben und immer wird beschwichtigt.

00:31:32: Das ist Lüge, das ist nicht wahr, ich habe das nicht getan, ich kann mich daran nicht erinnern, ich habe doch nur ein Befehl ausgeführt. Das war doch alles, das wurde uns doch von klein auf eingeimpft.

00:31:43: Das hat also eine solche Intensität, das direkt gegenüber zu hören, dass sich bei uns, so was bei mir, einstellt, eine Erkenntnis, okay, ich dachte natürlich, ich weiß darüber Bescheid, wir alle haben Kenntnis über Auschwitz.

00:32:00: Das ist für uns ein Mahnmal, ja, ja, Massenmord, Judenverfolgung, Judenhass und so. Wir denken, wir kennen das alles, aber nein.

00:32:07: Wenn man dann in dieses Detail geht und diese Konfrontation hört, dann hat das nochmal eine ganz andere Intensität und es öffnet einem die Augen und es fällt einem die Kinllade runter.

00:32:16: Und das ist etwas, was RP geschaffen hat und Alexander und alle Beteiligten, indem sie, um darauf zurückzukommen, keinen Schnick, Schnack, Links und Rechts dahin gebaut haben.

00:32:26: Sondern es geht nur darum, den Inhalt dieses Wortes und die Fakten und die Tatsachen hinzustellen. Es gibt kein aufwendiges Bühnenbild, es ist eine abstrakte Bühne, eigentlich Richtzahl, wie eine Operbühne.

00:32:37: Es gibt keinen Schauspieler, der sich, und das finde ich richtig, in den Vordergrund drängen muss. Es will keiner der Schauspieler auffallen durch besondere Brillianz, durch besondere emotionale Beteiligung, durch irgendeine tolle Nummer, die er spielt, sondern jeder hat sich in den Dienst des Textes gestellt und hat einfach nur diesen Text hingestellt.

00:32:54: Man hat also sozusagen eine transparente Folie geschaffen, um das durchscheinen zu lassen. Da bin ich auch allen Kollegen dankbar und habe verwundert und begeistert zugesehen, wie die alle das gemacht haben und wie sich jeder in diesem Dienst der Sache gestellt hat.

00:33:07: Was sich dadurch bei uns natürlich herstellt, ist wiederum ein Zusammenheitsgefühl und eine Kraft und eine Wirkung zu wissen.

00:33:14: Wir gemeinsam wollen das erschaffen und wollen, dass unser Welt, unserem Land hinstellen, damit man sich erinnern kann, damit man sich konfrontiert, damit man sich Gedanken macht, was ist geschehen in diesem Land, was hätte verhindert werden können, was geschieht vielleicht jetzt gerade in unserem Land, was kann verhindert werden,

00:33:32: welche Anzeichen gibt es, die sich zu damals entsprechend zu, also sprich, ich habe den Eindruck, der Film kann ein Aufruf sein und eine Hilfestellung zum Wach sein und zum Wach bleiben.

00:33:44: Und das hat einen großen Wert und ich finde es toll, wie es AP geschafft hat, eine solche Nüchternheit in der Darstellung mit allen zusammen, sowohl in seiner Regie als auch mit der Darstellung der Schauspieler und mit der Musik auch, mit allem drum herum, mit den Kamerafahrten zu erschaffen,

00:34:00: dass sich nichts in den Vordergrund drängt, sondern nur der Inhalt und das Wort da steht und darauf kann der Zuhörer und Zuschauer reagieren.

00:34:09: Ja, und es stimmt, es ist nämlich auch, wie du gesagt hast, der Film wertet nämlich gar nicht und er nutzt auch gar nicht, sagen wir mal, filmische Mittel der Manipulation und zum Beispiel Gefühle zu erzeugen.

00:34:18: Die Musik könnte wirklich sehr sparsam eigentlich in den Zwischenkapiteln meistens nur eingesetzt und während gesprochen wird, gibt es weder Effekte, keine, also wie du schon gesagt hast, und es gibt die Befragung der Zeugen meistens im Kreuzverhör zwischen dem Richter und dem Staatsanwalt und dann treten sie ab, aber es gibt dann keine, also der Film wertet nicht, er lässt es einfach stehen für dich Rezipient.

00:34:44: Und es passiert nur in deinem Kopf und das finde ich auch ganz raffiniert. Es gibt nicht die eine Konzentration, die Auftritt, Abgang, aber es gibt da keine Konfrontation und das, also schon eine Konfrontation zwischen auch vor allem den Zeugen und den Angeklagten, aber es wirkt einfach nicht inszenatorisch emotional vorgegeben, sondern es passiert bei einem selber.

00:35:06: Ich finde es sehr gut, wie du das beschreibst und ich empfinde es auch so und ich bin sicher, dass RP und die Macher sehr froh darüber sein wollen werden, denn es ist richtig, es wird nicht dem Zuschauer und das ist entscheidend vorgeschrieben, wie er sich jetzt verhalten soll, wie er das empfinden soll, wie er reagieren soll auf das Gesehne, sondern es wird ihm einfach nur hingestellt und er kann darauf selber reagieren, wie er möchte, wenn er das dann empfindet, als Kommentar auch nicht nur auf die vergangenen Zeit, sondern vielleicht auch auf die jetzt, wenn er das empfindet.

00:35:35: Dann findet dieser Kommentar bei ihm statt. Der Film selber stellt ihn noch nicht hin, aber natürlich ist das ein Kommentar, weil jeder, der mit offenem Herzen und mit offener Menschlichkeit reagiert, wird es als Kommentar empfinden müssen, durchaus auch auf Tendenzen, die heutzutage allgegenwärtig werden in unserer Gesellschaft.

00:35:57: Aber damit ist dann auch was erreicht, aber der Film tut das nicht selber, also er schreibt ja nicht irgendwelche Emotionen.

00:36:05: Genau, und er nutzt auch nicht einfach keine Taschenspielertricks, also was heißt ne? Also Film ist normalerweise ja Manipulation des Gesehnen oder der Regisseur, dass du in der Richtung empfindest oder dich lenkt oder die Geschichte muss in die Richtung getrieben werden, das hier ist ja gar nicht der Fall, das passiert.

00:36:21: Das finde ich auch noch eine Qualität bei dieser Produktion. Wir sind so viele Schauspieler und es geht nicht darum, ob jetzt jemand bekannter ist oder schon mal für dieses Fach prädestiniert und berühmt und dann natürlich Medien zieht oder so was, sondern es ist ein Sammelsurium, eine riesen Masse von Schauspieler*innen und alle sind sehr gut, alle nehmen sich zurück und auch, wer hier den man noch nie gesehen hat, die machen eine unglaubliche, die verkörpern da diese Schauspieler, diese Anken, die sich an die Anken erinnern, die haben sich auch sehr gut gemacht.

00:36:50: Schauspieler, diese Ankelklagten oder wie noch immer und haben eine solche, entwickeln eine solche Kraft und ich mag, dass das so eine konzertierte Aktion ist, denn das ist alles, was wir tun, ist eigentlich Teamplay.

00:37:00: Keiner ist alleine stark, sondern jeder ist auf den anderen angewiesen, das ist im Fußball, wie im Tater und im Film. Und da sind ganz tolle Leistungen und Schauspieler dabei, von Kollegen, die ich auch noch nicht kannte, also das habe ich auch viele kennengelernt.

00:37:14: Wie war das eigentlich produktionell, habt ihr das, habt ihr das, weiß ich nicht, wie lange habt ihr gedreht, habt ihr wahrscheinlich lange geprobt und dann an einem Stück gedreht?

00:37:23: So war es hauptsächlich, also ich bin dadurch, dass ich ja wirklich nur so einen kleinen Auftritt habe und war ich auch sehr wenig da, natürlich viel weniger da als der Angeklagten, die ja in jeder Sekunde des Prozesses da sind, genauso wie rechter Ankläger und Verteidiger.

00:37:40: Wir haben eigentlich in einem Studio in Berlin, in Atlashof, es war ein normales Fernsehstudio, zwei Wochen geprobt und es war einfach richtig gut und genau die Dinge durchgepropft.

00:37:53: Für jeden Gesang war da aber nur sehr wenig Zeit. Ich war einen Tag für Proben da und einen Tag für Aufnahmen, mehr war ich nicht da, die anderen waren länger da.

00:37:59: Wir haben zwei Wochen die verschiedenen Gesänge geprobt und dann wurden die jeweils an einem Tag On-Block abgedreht, sprich es gab diesen Raum, es gab acht Kameras und es wurde jeweils eingesang konkret in einer einzigen Einstellung abgefilmt.

00:38:16: Es wurden nicht kleine Abschnitte und Intervalle gemacht und dann wieder angesetzt, sondern es wurde wie im Theater, die Schauspieler mussten das Ganze von A bis Z drauf haben, was ja mal wieder schön ist, denn es ist wie im Theater, dann durchspielen und so ein Gesang kann 30 Minuten dauern, zwischen 10, 15 und 30 Minuten haben die gedauert.

00:38:36: Und dann hat man sich besprochen, es gab eine Kritik und dann wurde aufgrund der Kritik es nochmal gemacht, aber es wurde immer von A bis Z durchgespielt und das waren dann nur in einer Woche, glaube ich, oder vier, fünf Tage, hat das dann genau.

00:38:50: Ja schon wirklich intensiv und was mich an deiner Rolle auch irgendwie so berührt hat, das war ja im Grunde so eine nicht-intellektuelle Person, ein Kraftfahrenfahrer, der das, also dem, der auch so eine Unbedarftheist hast gegeben.

00:39:05: Also der hat im Grunde so, ja, weiß ich nicht, er hat das seinen Job gemacht, so hat er es halt irgendwie erzählt.

00:39:12: Und man hat ja irgendwie danach gesucht, dass er sich da irgendwie nochmal gestreubt hätte, aber er hat das so sachlich beschrieben, gewissermaßen, wie so ein unbeteiligter Beobachter.

00:39:24: Freut mich, oder es ist interessant, dass du das so sagst, denn das haben RP und ich uns überlegt, dass ich einerseits komme ich jetzt äußerlich nicht daher wie so ein Kratfahrer oder so ein Lastwagenfahrer und andererseits habe ich mich dann, ist es auch schwer, mich dem anzunähern und wir wollten eben auch, weil es ein Text gegen der unmittelbar vor den Feueröfen stattfand,

00:39:50: ja unmittelbar wusste darum, dass die Dosen durch die Lücken im Dach eingeführt werden, reingeworfen werden und unten krepieren die Leute und sterben die Leute daran und ersticken.

00:40:01: Und haben ein Todeskampf, wollten wir das nicht emotionalisieren und einfach haben uns deswegen entschieden, das möglichst nüchtern zu machen und ganz unbedarf, wie ich auch glaube, dieser Mensch war, denn wenn man das so emotionslos beschreibt, wie er es im Text beschrieben hat, dann ist es schon wahnsinnig technokratisch

00:40:19: und gefühlt leer, diesen Vorgang einfach nur zu beschreiben, als ging es darum, wenn man eine Fischdose öffnet.

00:40:27: Wie du sagst, genau, ja, total interessant.

00:40:30: Und darauf hat RP immer sehr gut geachtet und das kann mir dann auch entgegen und es ist wirklich nur ein kleiner Moment, also ich wusste auch, ich hatte in der Phase nicht viel Zeit, man musste sich das irgendwie rausschellen, deswegen habe ich auch noch ein bisschen Bad, was zu dem Lkw-Fahrer passt, aber ich konnte mich dann ja nicht abrasieren, weil ich in anderen Projekten war.

00:40:48: Aber ich wollte gerne dabei sein und ich bin jetzt sehr froh, dass ich es getan habe und ich danke auch für das Vertrauen, weil Sie wollten auch kein, was ich mitmache.

00:40:55: Und ja, es fühlt sich einfach gut an, in einem wichtigen Projekt beteiligt zu sein und ich empfinde es als sehr wichtig, es wird andere geben, die es nicht so finden, aber ich bin davon überzeugt.

00:41:05: Was ich auch total interessant finde ist, ganz häufig versuchen sich ja die Angeklagten herauszureden, was schon gesagt, dass Sie zum Beispiel auf die Befehlskette rekurrieren, dass Sie sagen, Sie mussten das Handeln so machen,

00:41:17: Sie mussten das Handeln, das war eine militärische Befehlskette, hätten Sie den Befeil verweigert, wären Sie selber getötet worden.

00:41:23: Und da werden wir aber eines Besseren belehrt, auch teilweise durch die Aussage, dass Staatsanwalt ja dann immer wieder sagt, aber also hätten Sie ja versetzen können, lassen können.

00:41:33: Oder Sie hätten doch eine andere Aufgabe bitten, oder Sie hätten auch doch im Kleinen die Zustände verbessern können in Ihrer Abteilung, wenn diese Beispiele gibt es dann ja auch.

00:41:42: Und zwar jetzt gar nicht im Sinne von, da hat viel Menschlichkeit geherrscht, sondern es ging nur darum, den Angeklagten in der Verantwortung zu lassen, aus denen sie sich natürlich winden wollten.

00:41:53: Und das fand ich schon sehr interessant, weil das hat für mich unglaublich abgeleitet auf die eigene moralische Verantwortlichkeit, dass man halt niemals in einem System funktionieren darf und sagen kann, das ist halt dem System erlaubt oder so ist es halt bei uns,

00:42:09: sondern dass man sich halt immer vor dem eigenen moralischen gewissen Fragen muss, kann ich das machen oder, ja, ich halt sonst nicht diesen Job, sondern geh halt, bin halt Straßenfeger, aber da muss ich wenigstens niemand an einen quälen oder so.

00:42:22: Ja, in der Tat. Und die Frage, die sich dann jeden Betrachter stellt, habe ich den Mut dazu. Wie viel Mut habe ich, um mich vielleicht zu verhalten?

00:42:29: Und sie sich die Frage zu stellen, hätte ich den Mut gehabt, wie hätte ich mich verhalten, hätte ich auch versucht einfach mit der Masse zu gehen, wäre ich vielleicht hätte ich ähnlich gehandelt, weil just because I can, weil das macht er für mir auch klar, viele tun einfach, was sie tun, weil sie es können und weil sie keine Konsequenzen fürchten müssen.

00:42:49: Oder hätte sich jemand gegen diesen Strom gewandt, denn, und das ist eine große Leistung dieses Films auch, er zeigt und macht ein bisschen begreiflich, wie dieses System auschwitz funktioniert hat und wie es zustande kommen konnte.

00:43:04: Denn für uns ist das jetzt auch mit dem Abstand und wir wissen nur, so viele Menschen umgebracht worden, so grauenhafte Zustände und wir können uns nicht wirklich erschließen und wir können nicht wirklich begreifen, wie das passieren konnte.

00:43:16: Dadurch wird das so abstrakt. Das ist das ganz Böse, das fürchterliche, die größte Unmenschlichkeit, der sich Menschen schuldig gemacht haben, aber wir verstehen es nicht wirklich und begreifen es nicht wirklich.

00:43:27: Und dieser Film leistet ein bisschen ein Einblick in das System, warum es an dieser Stelle möglich war, warum es an jener Stelle keine Konsequenzen gab, warum dieser und jener sich vielleicht nicht dagegen entschieden hat, welche Vorteile eben entstanden sind.

00:43:39: All das spricht, es gibt so ein gewissen Einblick dahinein in dieses System, wie es entstehen konnte und wie es tatsächlich funktioniert hat und wie es täglich abgelaufen ist.

00:43:50: Und das ist wertvoll, denn nur dadurch können auch wir uns fragen, welche Ähnlichkeiten gibt es denn in meiner Umwelt, welche Tendenzen gibt es in meiner Umwelt, welche roten Linien sind vielleicht in meiner Umwelt schon verschoben, die damals schon noch weiter verschoben waren, aber ist vielleicht ein erster Schritt bei uns auch schon passiert.

00:44:08: Kann ich was dagegen tun? Muss ich was dagegen tun?

00:44:10: Hab ich einen kleinen Schneeball gesehen, wie Erich Kästner sagte, man muss den kleinen Schneeball, wenn er ins Rollen kommt, aufhalten, solange er noch aufzuhalten ist.

00:44:21: Sobald er sich zu einer Lawine entwickelt hat, ist er nicht mehr aufzuhalten. Man muss diesen Moment erkennen.

00:44:26: Und dafür sensibilisiert der Film und sensibilisiert, wenn man sich das wirklich ansieht und auf sich wirken lässt. Und das ist sehr wertvoll.

00:44:39: Ich finde, da kann man jetzt gar nichts mehr hinterhersagen. Mit dem schönen Kästner Zitat, glaube ich, da kann jeder nochmal, das kann jeder nochmal ein bisschen nachklingen lassen in sich?

00:44:48: Ich habe das selber auch nur durch den Hinweis an einer Kollegin, die auch beteiligt war. Hab ich das kennengelernt, ich kannte das nicht, aber das hat mich selber eindrückt, dass das Zitat mit dem Schneeball der zur Lawine wird.

00:44:58: Denn jeder kann wach sein, wie ich vorhin gesagt habe, und versuchen, um sich herum nach Schneebellen auch Aussicht zu halten und Ausschau zu halten.

00:45:08: Denn da gibt es wahrscheinlich schon bei jedem immer mal eine Umgebung welche.

00:45:13: Da hast du recht. Ich glaube, das ist klar zu verstehen.

00:45:16: Andreas, ich glaube, das ist der perfekte Schluss, um auch ein bisschen den Gedanken nachwirken zu lassen. Ich danke ganz herzlich für das schöne, intensive, persönliche und auch natürlich fachlich wunderbare Gespräch.

00:45:30: Ich danke dir auch. Ich habe die Zeit jetzt gerade sehr genossen und es hat für mich auch was erhält. Und ich lerne was dabei.

00:45:37: Wenn ich das worüber wir sprechen und meine Arbeit mit dir zusammengesprechen kann, dann sehe ich auch immer was Neues darin.

00:45:45: Vielen herzlichen Dank. Und liebe Hörerinnen, liebe Hörer, die Ermittlung läuft ab heute den 25. in den Kinos sicherlich in einem Kino bei euch auch.

00:45:54: Und geht rein, es ist wirklich, wie wir es beschroren haben, es ist ein harter Ritt, aber es ist ein Ritt, der sich lohnt und der einen sicherlich reifen lässt und nochmal die Wetten in den Augen sehen lässt. Bis dahin.

00:46:09: Tage wie diese. Alex Bräucher fragt sich und seine Gäste, was eigentlich gerade los ist.

00:46:16: [Musik]

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